„Der Rock’n’Roll braucht keine neue Revolution“

FRIZZ-Redakteur Benjamin Metz im Interview mit der Rockband "the Barbers"

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Seit 2009 spielen The Barbers aus Darmstadt nun schon ihre illustre Mixtur aus Rock’n’Roll, Country, Hillbilly und Beat auf den Bühnen der Region (und auch weit darüber hinaus) und haben sich mittlerweile eine beachtliche Fangemeinde erspielt. FRIZZ traf The Barbers zum Interview und sprach Dave (Voc., Git.), Fabi (Voc., Harp, Git.) und Anna (Voc., Klavier) über Inspirationen, Auftritte und die Bürde, einen neuen Longplayer zu veröffentlichen.   

FRIZZ: Seit eurer ersten großen Live-Show auf der traditionellen „Da Carlo“-Bühne auf dem Luisenplatz an Heiligabend 2010 habt ihr eine ziemlich beeindruckende Karriere hingelegt und spielt stets hier in der Gegend vor ausverkauften Häusern und das mit gutem, alten handgemachten Rock’n’Roll. Wie kommen fünf junge Musiker eigentlich dazu, den Sound der Großeltern wieder aufleben zu lassen?

Dave: Wir mochten Rock’n’Roll schon immer. Das sind einfach die Wurzeln. Unsere Band hat ursprünglich mal als Johnny Cash Coverband angefangen aus deren Überbleibseln dann gemeinsam mit ein paar guten Freunden The Barbers gegründet wurden. Wir haben dann einfach weiter Rock’n’Roll gespielt und haben unseren Stil dann im Laufe der Jahre auch um ein paar Indie-Elemente erweitert. 

FRIZZ: Auch viele andere Bands und Künstler wie wie Kitty, Daisy & Lewisn aus England oder der Kalifornier Nick Waterhouse begeben sich heutzutage bei der Suche nach einem eigenen Sound in die Vergangenheit und entdecken die Musik ihrer Väter neu. Warum ist das so, eurer Meinung nach?

Fabi: Wir leben einfach in einer sehr retrospektiven Zeit im Moment. Alles kommt irgendwie wieder. Es stellt sich natürlich die Frage, warum es wieder kommt. Meine Antwort: Weil gute Musik zeitlos ist, irgendwie. Das sind einfach Sounds, die sind toll, sehr frisch, auch heute noch. Der hat sich einfach all die Jahre über gehalten. 

Dave: Der Rock’n’Roll braucht auch keine neue Revolution. Er ist einfach zeitlos mittlerweile. Es kommt zwar schon viel neue Musik, doch das meiste ist echt Müll. Deswegen besinnen sich wohl nicht wenige Bands auf die guten alten Zeiten.

FRIZZ: Ihr gebt als Einflüsse Legenden wie Jerry Lee Lewis, Johnny Cash oder Elvis Presley an. Gibt es auch aktuelle Bands oder Künstler, die Ihr mögt und die Euch inspirieren?

Fabi: Es gibt auf jeden Fall aktuelle Künstler, die wir toll finden. Ich, zum Beispiel, finde MGMT super, aber ob die auch wirklich einen hörbaren Einfluss auf meine Songs haben? Ich denke, eher nicht. Oft kommt man aber auch einfach wieder auf die alten Sachen zurück. Ich hatte das erst neulich wieder, als ich ein paar Johnny Cash Songs gehört habe. Die haben mich sofort wieder gepackt. 

Anna: Ich sehe das ähnlich. Wir haben da auch recht unterschiedliche Interessen. Ich finde Kraftklub super, denke aber nicht, dass die Band einen Einfluss auf unsere Musik hat. Aber Künstler wie Kitty, Daisy & Lewis oder Nick Waterhouse finden wir alle in der Band ziemlich klasse.

FRIZZ: In eurem Repertoire finden sich neben eigenen Songs immer wieder auch mal Coversongs. Nach welchem Kriterium wählt ihr diese Stücke aus? 

Anna: Da hat sich einiges getan, denn inzwischen treten wir eigentlich bevorzugt nur mit eigenen Songs auf, da wir einfach nicht mehr als Coverband wahrgenommen werden möchten. Allerdings haben wir mal als solche angefangen und haben mit Coversongs im Grunde auch keine Probleme. 

FRIZZ: Woher der Sinneswandel? Lag es vielleicht daran, dass man mit der Kombination aus Rock’n’Roll Sound und Coversongs auch schnell Gefahr läuft, in der „Dick Brave Falle“ zu landen? Bands wie Dick Brave gehören ja nicht unbedingt zu euren Favoriten.

Anna: Richtig. Dieser Part hat sicher einen nicht unwesentlich zu unserer Entscheidung beigetragen, auf die Covers zu verzichten. 

Fabi:  Wir haben in der ersten Zeit auch, naiv, wie wir waren, den Fehler begangen, mit Tolle und Karohemd auf die Bühne zu gehen. Spätestens nach dem dritten Vergleich mit den Baseballs war uns klar, dass wir das so nicht mehr machen werden (lacht)! Und das ist auch eine wesentlich Aussage für uns seit diesem Jahr: Wir sind keine Coverband mehr! Wo die Reise hingeht, wird man sehen. Aber wir testen uns jetzt erstmal in neue Richtungen aus.

FRIZZ: Ihr habt in den vergangenen fünf Jahren Eures Bestehens sehr viel live gespielt – welchen Stellenwert haben die Konzerte für euch und welchen Anteil am Erfolg der Barbers nehmen sie ein?

Anna: Einen sehr, sehr großen, definitiv!

Dave: Ich denke, was uns sehr von vielen anderen Bands unterscheidet, ist die Tatsache, dass uns mitunter fast egal ist, was das Publikum über uns denkt, oder wie es uns empfängt, denn wir machen auf der Bühne immer einfach unser Ding. Das ist wie bei einer Probe. Und wenn wir den Spaß, den wir da oben als Freunde haben, gut rüberbringen, überträgt sich das Gefühl automatisch auf die Leute im Publikum. Und wenn das passiert, dann packt uns das umso mehr und dann haben wir in dem Moment den geilsten Gig unseres Lebens!

Anna: Die Leute sagen uns auch nach den Konzerten immer wieder, dass man uns den Spaß beim Spielen total anmerkt, und dass der einfach ansteckend ist.

FRIZZ: Neben zahlreichen Konzerten und Festivalshows habt Ihr auch regelmäßige Konzertengagements in der Goldenen Krone und –Nomen es omen- im Salon des Trendfriseurs „Edward Scissorhands“ angenommen. Was unterscheidet solche klassischen „Hausband“-Auftritte von Euren „regulären“ Konzerten?

Anna: Diese regelmäßigen Auftritte haben unsere Fanbase in kurzer Zeit enorm vergrößert. Vor allem in der Krone hat sich wirklich toll entwickelt.

Fabi: Dieses „Hausband-Ding“ hatte ja auch früher in den 50er und 60er Jahren eine große Tradition. Ich denke da zum Beispiel an die Beatles, die regelmäßig im Hamburger „Star-Club“ gebucht wurden oder die Doors, die im legendären „Whisky A Go Go“ in L.A. als Hausband engagiert wurden, bevor sie berühmt wurden. Es ist eigentlich sehr schade, dass diese Tradition so verloren gegangen ist.

Dave: Stimmt, denn in unserem Fall haben diese Auftritte wirklich extrem viel für beide Seiten gebracht. Der Frisörladen hatte eine tolle Attraktion, und wir haben uns ganz neues Publikum erschlossen.

Anna: Über die Konzerte im Frisörladen haben wir echt sehr viele Auftritte reinbekommen. Das war wirklich toll! Solche Hausband-Auftritte würden wir sicher auch in Zukunft immer wieder machen. 

FRIZZ: Vielen Dank für das Gespräch.

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