„Wir möchten, dass es familiär bleibt.“

Im Gespräch mit Matthias Rohde von „Von Wegen Lisbeth“

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Von Wegen Lisbeth gehört aktuell zu den spannendsten Bands desLandes. Mit illustrem Pop und klugen Texten haben sich dieBerliner innerhalb kurzer Zeit in die Herzen zahlloser Musikfansgespielt. Im August gastieren sie nun als Headliner beim „SoundOf The Forest“.



FRIZZmag: „Indie-Pop ist erstmal ein furchtbares Genre“ hast du einmal in einem Interview gesagt. Trotzdem umschreibt das Genre eure Musik durchaus treffend. Was stört dich so an dem Begriff?

Matthias: Im Grunde nichts. Wir hören nur eben keinen „Indie-Pop“. Das ist Mucke, die wir nicht feiern. Wir machen einfach Popmusik, würde ich sagen. Das ist eine so große Schublade, in die man alles stecken kann. Die wird nicht zu schnell eng.

Ihr habt schon in der Schule zusammengefunden, damals noch als Punkband. Wie werden aus jungen Punks softe Popmucker?

Wir haben irgendwann einfach festgestellt, dass man mit Popmusik die Mädchen vielmehr beeindrucken kann als mit Punk (lacht). Wir haben damals vor allem mit Punk angefangen, weil wir nichts anderes spielen konnten. Mit der Zeit hat sich unser Musikgeschmack weiterentwickelt und auch die Musik, die wir selbst geschrieben haben, hat sich verändert.

Gab es eigentlich schon in eurer Frühphase die Überlegung, die Musik mal irgendwann hauptberuflich zu machen?

Nein, überhaupt nicht. Ganz früher sowieso nicht und selbst vor vier Jahren, als das alles anfing etwas größer zu werden, kam uns das Musikmachen als echte Zukunftsperspektive nicht wirklich in den Sinn. Das war natürlich immer ein großer Traum, aber mit dieser erfolgreichen Entwicklung hätten wir echt nicht gerechnet.

Eure Songs zeichnen sich unter anderem auch durch ihre mitunter eigenwillige Instrumentierung aus: eingesetzt werden u.a. Kinderglockenspiel, Triangel, Steeldrum und vieles andere mehr. Nach welchen Kriterien sucht ihr die Sounds und Instrumente für Eure Stücke aus?

Wir probieren einfach immer neue Sachen aus und verwenden, was uns gefällt. Es gibt da kein Konzept. Wir haben schon recht früh gemerkt, dass uns dieses klassische „Bass-Gitarre-Schlagzeug-Ding“ zu wenig bietet. Wir hatten dann eine ganze Zeit einen „Gameboy“ in unsere Musik eingebaut und auch so alte Casio-Keyboards eingesetzt. Die anderen Instrumente kamen dann mit der Zeit dazu. Aber so eigenwillig finde ich das gar nicht. Es gibt sehr viele Bands, die beispielsweise ein Glockenspiel in ihren Songs verwenden.

2016, als euer Debüt „Grande“ erschien, wart ihr noch als Vorband u.a. für „AnnenMayKantereit“ oder „Element Of Crime“ auf Tour. Gerade mal drei Jahre später spielt ihr selbst in großen Hallen und als Headliner auf Festivals. Wie fühlt sich diese Entwicklung für euch an?

So im Rückblick betrachtet, ging das schon alles ziemlich schnell. Wobei sich das alles sehr organisch entwickelt und sich auch nie ungesund angefühlt hat. Es gab da keinen Moment, in dem man gedacht hat: „Oh Gott, das geht jetzt alles viel zu schnell!“ Wir haben nur registriert, dass immer mehr Leute auf unsere Konzerte gekommen sind. Aber es waren schon sehr viele Erlebnisse in relativ kurzer Zeit. Wir haben fast zwei Jahre lang nur gespielt, gespielt, gespielt. Aber wirklich verändert hat sich nichts bei uns. Wir legen aber auch großen Wert darauf, dass alles ziemlich familiär bei uns bleibt.

Wie gut ist man auf so einen Erfolg vorbereitet? Auf einmal interessieren sich tausende Menschen für dich, man ist mitunter pausenlos im Einsatz: Promotermine, Tourneen. Macht das nicht auch was mit einem?

Das kann sein. Aber bewusst ist mir das nicht. Ich denke, dass ich mich nicht verändert habe… hoffe ich zumindest (lacht). Klar, auf Tour kann man nicht mehr mit allen Leuten am Merchstand stehen und noch etwas trinken, aber im Alltag ist alles ganz normal geblieben. Wir werden nicht auf der Straße erkannt oder ähnliches. Mein Privatleben ist genau so wie früher. Wir sind da sehr geerdet und wissen, wo wir herkommen. Wir erinnern uns noch gut an die Zeiten, als wir oft nur vor fünfzehn Leuten gespielt haben.

Hat der Erfolg aber Auswirkung auf deine Songs? Die Grundidee deiner Texte ist meist autobiografisch. Neigt man da unter Umständen eher dazu, sich mehr zu verschließen, je öffentlicher man als Person wird?

Damit musste ich tatsächlich erst mal lernen, umzugehen. Vor allem, als es an die Songs für das zweite Album ging. Da war schon ein gewisser Erwartungsdruck da, von dem wir uns aber sehr schnell freigemacht haben. Dass unser Alltag so „normal“ geblieben ist, ist für das Songschreiben auf jeden Fall von Vorteil. Deswegen legen wir auch immer wieder mal längere Pausen ein, wo wir nicht spielen und einfach nur zuhause bleiben und ganz „normale“ Dinge tun. Denn wenn man die ganze Zeit nur im Nightliner unterwegs ist und irgendwann anfängt, Songs über die Zeiten im Nightliner zu schreiben, hat man verkackt, finde ich. Dann wird der Songs auf jeden Fall scheiße. Und an den Punkt möchten wir auf keinen Fall kommen.

Mehr als 300 Konzerte haben „Von Wegen Lisbeth“ in den vergangenen Jahren absolviert. Ihr habt einen exzellenten Ruf als Liveband. Was bedeutet es dir, auf der Bühne zu stehen?

Genau dafür macht man Musik. Allerdings bedeutet es mir noch mehr, die Songs zu schreiben, die wir später dann auf der Bühne spielen. Denn am Ende einer langen Tour fühlt sich das auf der Bühne stehen wie ein normaler Job an. Das ist beim Songschreiben nie so – das fühlt sich immer neu und aufregend an. Trotzdem würde ich sagen, dass Konzerte spielen schon das Allergrößte ist. Wir hatten ja jetzt auch eine ganze Weile nicht mehr live gespielt und als es jetzt mit der Tour losging, war das schon der Hammer. Das ist immer ein enormer Kick!

Nun seid ihr wieder live enorm viel unterwegs und spielt im Sommer auch zahlreiche Festivalgigs, beispielsweise beim „Sound Of The Forest“. Kennst Du das Festival?

Ja, wir waren dort vor Jahren schon mal und waren schwer begeistert. Deswegen hatten auch wir auf die Anfrage im vergangenen Jahr gleich wieder zugesagt. Wir hatten uns schon mega gefreut und dann kam die Absage wegen Brandgefahr. Das war sehr schade. Wir hoffen mal sehr, dass dieses Jahr nicht nochmal etwas dazwischenkommt.

Zum Schluss noch die fast schon obligatorische Frage nach dem Bandnamen. Wofür steht der?

Ja, die ist wirklich obligatorisch und kommt quasi jedes Mal, meist als aller-erstes (lacht). Mittlerweile haben wir da auch eine Standardantwort: Wir wollen einfach einen Namen, der wenig aussagt und überhaupt keinen Sinn ergibt.


Vielen Dank für das Gespräch.

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