„Ich liebe HipHop“

Namika ist live zu Gast beim Schlossgrabenfest

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Bereits ihr Debütalbum „Nador“ und die darauf enthaltene Single „Lieblingsmensch“ bescherten der Sängerin Namika eine große Fangemeinde und enorme mediale Aufmerksamkeit. Inzwischen ist die Frankfurterin in aller Munde und gehört zur A-Liga der deutschen Soul- und Popszene. Gegenwärtig ist Namika auf großer Festival-Tournee und macht hierbei am 27.05. auch Station auf dem Schlossgrabenfest. FRIZZ-Redakteur Benjamin Metz traf die sympathische Hessin vorab zum Interview und sprach mit ihr über Erfolg, Heimat und HipHop.

FRIZZ: Dein Karrierestart hätte kaum besser laufen können: Dein Debütalbum „Nador“ ist nach seiner Veröffentlichung im vergangenen Sommer direkt hoch in die Charts eingestiegen und die erste Single „Lieblingsmensch“ wurde ein riesiger Hit, der im Radio rauf und runterläuft. Seither bist Du permanent unterwegs und in aller Munde. Wie fühlt sich dieser ganze Hype für dich an momentan?

Namika: Es fühlt sich einfach nur großartig an! Allerdings ging das alles so schnell, dass ich ich den ganzen Erfolg erst im Nachgang so richtig refl ektieren kann. Ich empfi nde es wirklich als Segen, dass ich mein Geld mit etwas verdienen darf, das mir so großen Spaß macht und soviel bedeutet.

FRIZZ: Der Erfolg kam allerdings nicht über Nacht. Bereits vor der Produktion an „Nador“ hast Du unter dem Namen Hän Violett gerappt und Hip Hop-Mixtapes produziert. Wie wichtig war diese Zeit für dich im Nachhinein betrachtet?

Namika: Ziemlich wichtig, weil ich mich einfach ganz in Ruhe und ohne Druck von Außen ausprobieren konnte. Das war so, wie man sich die Anfänge vorstellt: Alleine im Kinderzimmer, meine Mutter hat mir geholfen, mein erstes Equipment zu fi nanzieren, sodass ich meine ersten Songs aufnehmen konnte. Ich habe die dann in Eigenregie über Facebook und YouTube unter die Leute gebracht. Das war alles total DIY, aber eben auch eine sehr gute und wichtige Erfahrung. Als ich dann die ersten Angebote von Majorlabels erhalten habe, war das erstmal total surreal für mich. Dieses neue Profi -Umfeld hat sich dann für mich erstmal wie ein Sprung ins kalte Wasser angefühlt, aber ich habe recht schnell gelernt, auch da sicher zu schwimmen. Mir wurde schon schnell klar, dass das jetzt „ernst“ wird, aber wir haben uns alle Zeit nehmen können, um das Album genau so hinzubekommen, wie ich mir das vorgestellt habe.

FRIZZ: Große Charterfolge und viel Medienprä- senz bedeuten nicht selten auch einen gewissen Verlust an Privatleben. Wie gehst Du mit Deiner Popularität um? Was erdet Dich?

Namika: Gute Frage. Interessanterweise bin ich seit der Veröffentlichung des Albums soviel unterwegs, dass ich kaum private Situationen habe, um das spüren zu können. Ich stehe meistens als „Namika“ in der Öffentlichkeit und dann ist es auch völlig o.k. für mich, wenn Fans auf mich zukommen und ein gemeinsames Bild machen oder ein Autogramm haben möchten. Das ist einfach „part of the job“. Wenn ich dann aber tatsächlich mal wieder privat zuhause bin, gehe ich eigentlich gar nicht soviel aus dem Haus. Und wenn, kommt es zwar hin und wieder vor, dass mich draußen Leute erkennen, aber das ist alles sehr entspannt bis dato. Ich denke sowieso, dass die Leute, die so sehr präsent in den Medien sind, es auch selbst oft ein bisschen darauf anlegen. Und das ist eher nicht mein Ding.

FRIZZ: Der Albumtitel „Nador“ bezieht sich auf eine Küstenstadt im Nordosten Marokkos, aus der Deine Großeltern stammen. Du selbst bist in Frankfurt geboren und aufgewachsen. Was verbindest du mit dem Begriff „Heimat“?

Namika: „Nador“ ist für mich auf jeden Fall zu einem Synonym für „Selbstfi ndung“ geworden und in dem Wort versteckt sich auch die Heimatfrage ein Stück weit für mich. Deshalb habe ich den Namen auch als Titel für mein Album ausgewählt. Was „Heimat“ konkret für mich bedeutet, lässt sich gar nicht so leicht beantworten. Heimat ist auf jeden Fall kein Stück Erde, auf dem man steht, kein geografi scher Punkt. Es ist vielmehr ein emotionaler Ort, wo Deine Familie ist und Deine Freunde. Nach diesen Maßstäben ist meine Heimat also am ehesten Frankfurt am Main.

FRIZZ: Du bezeichnest dich wegen deiner marokkanischen Wurzeln als Kulturhybrid - ist das Wort für Dich positiv oder negativ besetzt? Das kann ja bedeuten, das Beste aus zwei Welten mitzubekommen oder aber auch zu keiner Welt mehr richtig dazuzugehören...

Namika: Für mich ist der Begriff auf jeden Fall positiv besetzt. Denn als Kulturhybrid trägt man eben zwei Welten in sich und hat die Möglichkeit, die Welt aus zwei unterschiedlichen Perspektiven sehen, beurteilen und verstehen zu können. Auch was die Gestik, Mimik und die Kultur anbelangt, ist die Sicht da einfach umfassender. Deswegen sehe ich es als groß- en Mehrwert an, zwei Kulturen in mir zu tragen. Allerdings bringt es ab und zu auch, wie Du schon sagtest, die Erfahrung mit sich, dass man nicht genau weiß, wo man hingehört. Als Kind ist mir das in Marokko manchmal passiert, dass mir die Leute auf den Kopf zugesagt haben, dass ich aus Deutschland bin, obwohl ich doch ihre Sprache gesprochen hatte und auch aussah wie sie. Ich habe mich dann immer gefragt, woran die das gemerkt haben. Und dass in Deutschland der Begriff „Ausländer“ immer noch so präsent ist, befremdet mich. Meine Familie lebt in der dritten Generation hier. Da kann man wirklich nicht mehr von „Ausländern“ sprechen. Das ist ein Wort, das Menschen voneinander trennt und entfremdet und das ist sehr schade.

FRIZZ: „Nador“ fällt auch durch große stilistische Vielfalt auf. Neben Soul und Pop scheinst Du auch ein großes Faible für Rap und HipHop zu haben. Woher kommt Deine Leidenschaft für Rap?

Namika: Ich wurde einfach durch Rap und HipHop musikalisch sozialisiert. In Frankfurt gab es ja durch die US Army und die GIs eine sehr lebendige Szene und mit der ist man als junger Mensch schnell in Berührung gekommen. Wir hatten hier einfach immer den „freshesten shit“ aus den Staaten und meine Tante war stark in der Szene involviert und hat mich oft mitgenommen. Durch sie habe ich auch meine erste Missy Elliott-Platte gehört und seither bin ich da voll und ganz infiziert. Ich liebe HipHop!

FRIZZ: Wir haben hierzulande schon lange nichts mehr von HipHop-Frauen gehört. Und jetzt kommst Du. Was unterscheidet Dich von Sabrina Setlur und Co?

Namika: Sabrina Setlur hat damals die Tür für Künstlerinnen wie mich aufgemacht. Das muss man ganz klar sagen! Sie ist einfach eine Ikone und steht für die Alte Schule. Und ich bin „new school“. Ich erscheine jetzt ziemlich genau 20 Jahre nach Sabrina Setlur auf der Bildfläche und mache im Grunde etwas sehr ähnliches wie sie, allerdings ist meine Definition von HipHop weiter gefasst und das meine ich mit „new school“. Aber im Grunde ist das schwer zu vergleichen, einfach, weil sich auch die Zeiten sehr geändert haben.

FRIZZ: Nach deiner vielerorts ausverkauften „Lieblingsmensch-Tour“, bist du nun am 26.05. zu Gast auf dem Schlossgrabenfest, wo du vor 20.000 Leuten spielen wirst. Freust du dich schon auf die Show? Was dürfen die Fans von dir erwarten?

Namika: Absolut! Ich freue mich immer auf Hessen! Und Frankfurt und Darmstadt – das ist einfach Heimat für mich und natürlich ist besonders schön für mich, dort auch aufzutreten. Aber natürlich freue ich mich auch auf all die anderen Festivals. Das wird sich wohl eher wie eine echte Tournee anfühlen, weil wir ganz viele Festivaltermine hintereinander spielen werden. Und spätestens im Nightliner wird sich dann wieder dieses „Tourgefühl“ einstellen (lacht). Aber da freue ich mich sehr drauf, weil wir einfach die „geilste Crew ever“ sind!

FRIZZ: Verbindest du denn mit Darmstadt auch persönliche Erinnerungen? Du bist ja quasi um die Ecke aufgewachsen. Kannst du eine Anekdote zum Besten geben?

Namika: Ich war tatsächlich früher als Gast auf dem Schlossgrabenfest, von daher freue ich mich natürlich sehr, dort jetzt auch endlich mal auf der Bühne zu stehen. Letztes Jahr habe ich dort übrigens Teesy kennengelernt, mit dem ich dann später gemeinsam auf Tour gegangen bin. Dieses erste Treffen auf dem SGF habe ich noch gut in Erinnerung.

FRIZZ: Letzte Frage: Wie wird es nach dem ganzen Rummel um „Nador“ und der anstehenden Festivaltour weitergehen, gibt es schon Pläne?

Namika: Ja, wir werden im Herbst sicher ins Studio gehen und am nächsten Album arbeiten, worauf ich mich schon sehr freue! Denn es gibt schon einige Ideen und irgendwie kribbelt’s auch so langsam in mir, denn ich möchte einfach wieder neue Songs auf die Bühne bringen. Diesen Zauber, wenn man neue Songs das erste Mal rausbringt, den will ich wieder spüren.

FRIZZ: Vielen Dank für das Gespräch

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