Ein europäisches Projekt

„Bändi“ live zu Gast in Mainz

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Der berühmte finnische Regisseur Aki Kaurismäki bezeichnete den Tango mal als „Blues der Finnen“. Die Frankfurter Formation „Bändi“ spielt als einzige deutsche Gruppe Finnischen Tango – und das so gut, dass sie bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. FRIZZ sprach hat Schlagzeuger Thomas Salzmann zum Interview getroffen.

FRIZZ: Wer an Tango denkt, verortet diese Musikrichtung in der Regel in Südamerika, genauer in Argentinien und Buenos Aires. Dass auch die Finnen ein großes Faible für Tango haben, wissen indes nur wenige. Woher rührt diese Liebe der Finnen zum Tango, deiner Meinung nach?

Thomas Salzmann; Zunächst kam der Tango von Buenos Aires und verbreitete sich um 1900 von Paris aus in ganz Europa. (Auch wenn manche Finnen augenzwinkernd erzählen, finnische Seemänner hätten ihn nach Buenos Aires gebracht.) Der argentinische Tango ist ja schon eine Mélange der Musik verschiedener Kulturen und Einwanderer:innen. In Finnland ist dann wieder etwas ganz Eigenes daraus entstanden. Wir finden, dass der Fokus beim finnischen Tango mehr auf der Melancholie und der Sehnsucht und der „Liebe zur unglücklichen Liebe“ liegt. Viele Tangos sind ja auch in Moll. Im Finnischen Tango gibt es meist auch ein Schlagzeug, er ist rhythmusorientierter und direkter tanzbar. Und was wir daraus machen, ist dann ja auch wieder eine neue Geschichte.

Und wie kommen fünf Frankfurter*innen dazu, eine Band zu gründen und finnischen Tango zu spielen? Wo liegt der Reiz speziell am finnischen Tango?

Das war schon etwas „wahnsinnig“, aber auch lustig, das zu wagen. Ich habe vor 25 Jahren auf einem Fährschiff eine Finnin kennengelernt und durch sie den finnischen Tango kennengelernt. Nach viel finnischen Tango hören und Festivals organisieren haben wir 2005 mit Tobias Frisch, Volker Denkel, Kristina Debelius, Johannes Kramer und mir angefangen, die Tangos zu spielen und haben früh gemerkt, dass wir eigene klangorientierte Arrangements und Versionen machen wollen. Wir haben die Tangos mit anderen Musikstilen wie Rumba, Bossa, Country, Jazz, gemischt und bereichert. Auch folgen wir eher der Melodie und den Ideen, die darin stecken. Das hat sich auch mit Musiker:innen wie dem Gitarristen Martin Lejeune und Andrea Emeritzy, Al Zanabili oder aktuell mit der Pianistin Natalya Karmazin nicht geändert. Der Reiz für uns als Band liegt nach wie vor darin, dass es wirklich wunderschöne Melodien und Tangos sind, die wir frei spielen und dass wir einen eigenen Weg gefunden haben, den finnischen Tango zu spielen. Wir sagen ja immer: Wir sind eine deutsche Band, die finnischen Tango spielt und sehen das eher als ein europäisches Projekt.

Euer Sound kommt an und wird hochgelobt: euer aktuelles Album „Unikuva“ hat den Deutschen Rock und Pop Preis für das „Beste Weltmusikalbum 2020“ gewonnen. Bereits 2011 wurde „Bändi“ mit dem renommierten „Creole Weltmusikpreis“ ausgezeichnet. Welchen Stellenwert haben diese Auszeichnungen für euch und in wie sind diese hilfreich?

Es ist natürlich immer schön, wenn man Anerkennung erfährt als Künstler:in mit dem, was man gemeinsam als Band macht und erschafft und dies auch mit Musik, die ja nicht unbedingt Mainstream ist. Preise sind natürlich auch gut für die Aufmerksamkeit. Aber noch schöner ist es, wenn man durch die Musik, die ja Gefühl ist, auch die Herzen der Menschen und Zuschauer:innen erreicht und bewegen kann. Und das ist ja auch ein Verdienst der Qualität des Finnischen Tangos, den wir sehr bewundern.

Auch in deutschen Metropolen, vor allem in Berlin, erfreuen sich sogenannte „Milongas“ (Tango-Tanzveranstaltungen) großer Beliebtheit. Gibt es auch im Rhein-Main Gebiet Milongas, die Ihr empfehlen könnt? Spielt ihr auch bei solchen Veranstaltungen? Wo kann man euch sonst live erleben?

Ein wunderschönes Konzert in wildromantischer Kulisse hatten wir z.B. bei einem unserer letzten Open-Air-Konzerte in Bad Nauheim. Es waren sehr viele Tango-Tänzer*innen da, die nach dem Konzert auch noch weitergetanzt haben. Das war toll! Wir freuen uns immer sehr, wenn Menschen bei unseren Konzerten auch tanzen. Demnächst kann man uns am 21. April im „Frankfurter Hof“ in Mainz erleben. Im Sommer ist eine kleine Tour in den Osten geplant.

Vielen Dank für das Gespräch.


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Einsendeschluss ist am 14.4.!
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