Hemmschuh zum kleinen Glück

Eigentlich schöpft die Dramatikerin Lucie ihre Inspiration aus dem täglichen Leiden, doch nun ist sie glücklich verheiratet. Das harmonische Privatleben wird schnell zum Hemmschuh. Aktuell leidet sie unter einer Schreibblockade, ein bedrohlicher Zustand für eine Autorin, die in drei Monaten ihr Stück für ein Theater einreichen muss. Eines Tages lässt sie ihre Badewanne überlaufen - ganz so, wie es der Zufall will. Oder ist es bereits das Unterbewusstsein? Jedenfalls tropft es durch die Decke auf ihren Nachbarn Thomas. Der Beginn einer Geschichte, die eine persönliche und eine berufliche werden wird. Viele doppelte Böden und ein Dilemma. Denn durch die Malaise wird aus der oberflächlichen Nachbarschaft ein vertrautes Verhältnis, aber aus den beiden gegensätzlichen Charakteren eben auch leicht verpeiltes Paar.

Thomas ist ein gutmütiger Kerl, dank einer gemächlichen Kindheit mit Fußball und Strandurlaub in Biarritz. Der unter der Dusche lehr laut und sehr falsch singt, also scheinbar alles nicht so schwer nimmt. Lucie dagegen ist zunächst kalt und spröde, auf sich bezogen, schnell beleidigt. Aber immerhin neugierig. „Du willst nicht leben, du brauchst alles nur als Spiel“, wirft Thomas ihr vor, als die beiden sich unweigerlich näherkommen. Für ihn wird das Techtelmechtel auch zu einer Reifeprüfung, um den Tod seiner Frau zu verarbeiten. Sie freilich lässt ihn eher reserviert und bockig in ihre Lebensgeschichte hinein. Als Thomas von ihrer Bredouille erfährt, fasst er den kühnen Plan, ihr aus der Schreibblockade herauszuhelfen. Natürlich lässt sie sich darauf ein. So schnell kommen moderne Theatertexte auf den Punkt.

Es ist eine herrlich leichte, aber keineswegs seichte Geschichte aus der Feder des französischen Autorenduos Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière. Die neuen Stars der Konversationskomödie kommen eigentlich vom Drehbuchschreiben zur Sprechbühne. Und das sieht man über die neunzig Minuten reine Spielzeit. Zur Ehekrise, die Lucie braucht, um ihre Kreativität anzuwerfen, gibt es in ihrem Theater bildmächtige Videoeinspielungen, die Fiktionalität und Realität ordentlich miteinander verquirlen. Regisseur Ulrich Sommer hat für das Theater Curioso diesen schrägen, schrillen und humorvollen Kosmos der grotesken Alltäglichkeiten wieder ein wenig auf den Boden des kleinen Kammerspiels gestellt und damit auch die kleinen Dramen, die dieser Screwball-Boulevard-Komödie ebenfalls innewohnen, sensibel herausgearbeitet. Neben Sommer selbst, der die Rolle des Thomas übernommen hat, glänzt Carmen Wedel als Lucie.

„Alles was Sie wollen“ steht seit Ende letzten Jahres auf dem Spielplan des Darmstädter Moller Hauses. Vorstellungen des Theaters Curioso sind derzeit für den 24. und 25. Januar sowie den 14. und 15. Februar 2020 terminiert. Infos und Tickets über das Gesamtprogramm der Saison 2019/20 hält die Spielstätte der Freien Theaterszene Darmstadt im Internet unter www.theatermollerhaus.de bereit. Außerdem gibt es am 8. März im Zwingenberger Theater Mobile (www.mobile-zwingenberg.de) ein Gastspiel der Theatertruppe. Informationen über die weiteren Aktivitäten des Theaters Curioso sind zudem über deren Homepage www.theater-curioso.de abrufbar.