Die Stiftsruine als Lichtspielhaus

„Peer Gynt“ (ab 6.7.), „Titanic“ (ab 13.7.), „Shakespeare in Love“ (ab 20.7.) und „Indien“ (ab 28.7.) eröffnen die 68. Bad Hersfelder Festspiele.

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Nach dem Skandal um Ex-Intendant Dieter Wedel wurde erst einmal dessen Inszenierung „Das Karlos-Komplott“ vom Spielplan genommen. Ein Wedel ohne Wedel sei nicht machbar, erklärte dessen Nachfolger Joern Hinkel und eröffnet jetzt mit „Peer Gynt“ die traditionsreichsten Sprechtheater-Festspiele Deutschlands. Was nach einer Verlegenheitslösung klingt, ist in Wahrheit eine Mutprobe in Zeiten von MeToo-Debatten und Fake News. Die verschachtelte Bühne der riesigen Stiftsruine mit ihren verschiedenen Spielebenen ist ein idealer Raum für Ibsens Reise rund um die Welt. Regisseur Robert Schuster möchte seinen „nordischen Faust“, in dessen Mittelpunkt ein charmanter Gernegroß und Selbstbetrüger steht, tatsächlich als Theaterfeuerwerk voller Wärme und Humor abbrennen. In den Neunzigern gelang Schuster am Schauspiel Frankfurt mit der Puppenbauerin Suse Wächter, Jenny Schily und dem blutjungen Christian Nickel in der Titelrolle eine bahnbrechend-imaginierte Inszenierung. Wächter und der Hersfelder Publikumsliebling Nickel sind erneut dabei, dazugekommen sind Nina Petri als Direktorin des Irrenhauses und Peers Mutter sowie Anouschka Renzi, die die Rolle der Anitra bereits unter Zadek gab. Als modernes „Lichtspielhaus“ will Schuster die alte Ruine während der Zeitreise erstrahlen lassen, gleichwohl „eine Biografie alternativer Fakten in der Gier nach Likes“ erzählen.

www.bad-hersfelder-festspiele.de

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