Finsteres Herz der Globalisierung

„2666“ (ab 7.10.), Hagen Rether (21.10.) und „Zwischen den Säulen“ (26.10.) im Staatstheater Darmstadt.

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Als sich vor zwei Jahren der junge Regisseur Julien Gosselin beim Theaterfestival in Avignon an die Inszenierung des 1200 Seiten zählenden Romans „2666“ von Robert Bolano heranwagte, galt dies als Sensation. Es geht um Sexualität, Gewalt, Literatur und Philosophie. Zwölf Stunden harrten die Zuschauer der Lösung des Welträtsels. In Darmstadt betrachtet die junge Regisseurin Claudia Bossard das Mammutwerk als Monolog eines Fremden, der auf eine atemberaubende Reise ins finstere Herz der globalisierten Welt geht. Die Künstler Markus Schäfer und Markus Wenzel, Gründer des Kollektivs Markus & Markus setzen sich hingegen in ihrer Gastspiel-Performance „Zwischen den Säulen“ mit den titelgebenden Grundpfeilern des Islam auseinander, dessen Image im Westen durchaus politurbedürftig ist. In den Kapiteln Glaubensbekenntnis, Gebet, Almosen und Fasten erzählen die beiden mit Puderperücke und viel Pathos von einer Odyssee, die ihren Ausgang bei den deutschen Klassikern nimmt: Goethes „Diwan“ und Lessings „Nathan“. Die großen Versöhner also, deren ganzheitlicher abrahamitischer Ansatz ja gerade nicht mehr so en vogue ist. Ein ernster Spaß, der auf der Suche nach Momenten des Ungewissen zwischen Doku und Fiktion mäandert. Außerdem sehenswert: Hagen Rether (Foto).

www.staatstheater-darmstadt.de

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