Von Ungeheuern und wilden Stieren

„#metoo_taurus“ (21. u. 23.2.) nennt sich ein labyrinthischer Abend im Theater Moller Haus. Das Kooperationsprojekt der Kompanie Theatermacher mit dem Verein „Agora bewegt“ verspricht vor dem Hintergrund des Weinstein-Prozesses spannend zu werden.

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© Alexandra Zotzel

Im einem geheimen Verschlag der Insel Kreta haust jener Minotaurus, ein stierköpfiges, menschenfressendes Ungeheuer - bis eines Tages Theseus erscheint. Wie es sich für einen Helden gehört, gewinnt der flugs die Liebe von Prinzessin Ariadne, zieht dann unerschrocken ins Labyrinth weiter und tötet das Monster. Zack, Rübe ab - ganz klassisch eben. Doch Moment, wer ist hier eigentlich der wildgewordene Stier? Und was ist mit jenem Minotaurus, mit dem Theseus hier kurzen Prozess macht? Und warum lässt er Ariadne, die ihn gerettet hat und mit ihm durchbrennt, gleich auf der nächsten Insel wieder sitzen?

Patrik Erni, Jeremy Fast, Raphael Kassner und Lea Litte haben das Stück „#metoo_taurus“ für das Theater Moller Haus in Darmstadt eingerichtet. Der Regisseur, ein Schauspieler, eine Tänzerin und ein Musiker. Gemeinsam erzählen sie die alte Geschichte neu, von Ungeheuern und „dem Ungeheuren, das es für jene zu entdecken gibt, die sich ins Ungewisse wagen“, wie die Pressemitteilung bedeutungsvoll ankündigt. Alltagssexismus, Übergriffe, Machtmissbrauch - vor dem aktuellen Hintergrund des Weinstein-Prozesses verspricht dieses Kooperationsprojekt der Kompanie Theatermacher mit dem Verein „Agora bewegt“ jedenfalls höchst spannend zu werden.

„Theaterstücke sind Rätsel, nicht Lösungen von Rätseln“, lautet ein Leitspruch von Theatermacher e. V.

Der neuerliche Ausflug in die Antike ist dem Verein nicht fremd. Der wurde einst von Künstlern sowie Theater- und Sozialpädagogen gegründet, um die gemeinsame fruchtbare Arbeit des soziokulturellen Theaterprojekts „Die Hiketiden“ weiterzuführen. Ziel sei es, Theater für viele unabhängig von Bildungsstand und Einkommen erlebbar zu machen. In diversen Projekten könnten Menschen über Alters- und Kulturbarrieren hinweg miteinander ins Gespräch kommen, so schreibt „theatermacher e. V.“ auf seiner Website. Mit Interessierten und für sie produziere man Kunst und Theater. So vielfältig wie die einzelnen Personen, sei auch die Gesellschaft in der man lebe. Die Pädagogik sei von der Ästhetik nicht zu trennen.

Die Qualität dieser Vielfalt soll über die Theaterarbeit erfahrbar gemacht werden. Man vertraue auf die Kraft der ästhetischen Bildung. Sie vermittle Lebenskunst und die Fähigkeit, das Leben und unsere Gesellschaft kreativ zu gestalten. Theaterstücke seinen Rätsel, nicht Lösungen von Rätseln. Die Orientierung, die Theater geben könne, bestehe nicht darin, Fragen zu beantworten, sondern darin, „uns mit der Vielfalt von möglichen Antworten vertraut zu machen“, so der Verein weiter.

Die Inszenierung von „#metoo_taurus“ steht am 21. und 23. Februar 2020 auf dem Spielplan des Darmstädter Theater Moller Haus. Weitere Vorstellungen des Vereins Theatermacher sind derzeit in Planung. Infos und Tickets über das Gesamtprogramm der Saison 2019/20 hält die Spielstätte der Freien Theaterszene Darmstadt im Internet unter www.theatermollerhaus.de bereit. Kartenreservierungen sind telefonisch unter der 06151-26540 oder über karten@theatermollerhaus.de (E-Mail) möglich. Die Kompanie Theaetermacher e. V. hat Infos über sich unter www.theatermacher.net zusammengefasst.

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