„Wenn man diese Stimmung festhalten kann – das ist Magie!“

FRIZZmag im Gespräch mit Cassandra Steen

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Seit 2003 arbeitet die „Glashaus“-Sängerin Cassandra Steen verstärkt an ihrer Solokarriere, in deren Verlauf sie mit Hits wie „Darum leben wir“ oder „Stadt“ an die Erfolge ihrer Stammband nahtlos anzuknüpfen wusste. Nun veröffentlichte die Amerikanerin erstmals ein Album mit besinnlichen Weihnachtssongs. 

FRIZZmag: Cassandra, seit 2018 warst du mit deiner Band zur Vorweihnachtszeit als „Botschafterin des Weihnachtsgedankens“ auf Tour. Nun hast du mit „Der Weihnachtsgedanke“ sogar ein Album zum Thema veröffentlicht. Was verbindest du mit Weihnachten?

Cassandra Steen: Viel Liebe und sehr schöne Erinnerungen. Zum Beispiel an meine Großeltern, bei denen ich aufgewachsen bin, und auch an zwei Weihnachtsfeste, an denen es ihnen gelungen ist, auch meine Mutter aus den USA einfliegen zu lassen. Das war eine riesengroße, sehr schöne Überraschung. Da schwingen immer noch sehr viele Emotionen mit.   

Ein schweres Jahr neigt sich dem Ende zu. Denkst du, dass die Menschen ein Fest wie Weihnachten in diesem Jahr anders wahrnehmen und feiern werden? Etwas mehr Reflexion und Besinnlichkeit?

Ich weiß es nicht. Es hängt ja von unser aller Verantwortung ab, wie wir dieses Weihnachten verbringen werden. Ich denke aber schon, dass Weihnachten nicht sehr üppig gefeiert werden wird, weil viele Leute in Kurzarbeit sind oder zum Teil auch momentan gar nicht arbeiten können. Da schwingen natürlich auch Sorgen mit und das geht aufs Gemüt. Es ist wichtig, auf sich selbst zu achten, sich zu besinnen und auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren, auch wenn das in solchen Zeiten mitunter eine Herausforderung ist.  

Um auf „Der Weihnachtsgedanke“ zu kommen: Das Album setzt sich aus neu arrangierten Winter- und Weihnachtsklassikern und ansprechenden Neukompositionen zusammen. Wie habt ihr die Songs für das Album zusammengestellt?

Es war mir schon wichtig, auch Klassiker auf dem Album zu haben, aber natürlich nicht solche, die man nicht mehr hören kann. Da habe ich mich ein bisschen in der alten deutschen Schatzkiste bedient. Ein Song basiert beispielsweise auf einem Gedicht von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, das wir in ein Weihnachtslied verwandelt haben. „Stille Nacht“ ist auf dem Album ein eigener Song, nicht der Klassiker. Den haben wir als „Silent Night“ ebenfalls sehr neu umgesetzt. Das sind allesamt sehr schöne, eigene Versionen. Und das war mir wichtig: diesen Liedern auf meine Art gerecht zu werden und meine Empfindungen zu Weihnachten mit zu transportieren.

Ein Album in Zeiten umfassender Kontaktbeschränkungen aufzunehmen, dürfte nicht einfach sein. Wie ist das Album entstanden? 

Zum Teil modern und digital, indem Stücke online hin- und hergingen, ansonsten waren wir im Studio auf Abstand. Aber wir hatten zum Glück auch genug Platz, um gemeinsam dort an Stücken schreiben zu können. Das geht am gleichen Ort schon besser. Aber klar, wir müssen in diesen Zeiten einfach flexibel sein, da findet dann auch Studioarbeit zum Teil über „Zoom“ und ähnliches statt.

Weihnachtsalben bekannter Künstler haben eine langjährige Tradition: Frank Sinatra, Johnny Cash, Kylie Minogue, selbst Eric Clapton, „No Doubt“-Sängerin Gwen Stefani und sogar die Punkrocker von „Weezer“ haben Alben zum Fest veröffentlicht. Was denkst du, reizt Kolleg*innen am Thema, mal abgesehen davon, dass man um die Weihnachtszeit traditionell ordentlich Platten verkauft?

Für mich ist reizvoll, dass man die Menschen mit in seine eigene Welt nehmen kann. Es war mir schon wichtig, die Realität nicht außer Acht zu lassen, denn natürlich gibt es auch Menschen, die mit Weihnachten wenig anfangen können. Die möchte ich aber mit diesem Album auch gewinnen. Ich wollte einfach ein Album herausbringen, das die Leute berührt, auch in oder gerade in so einer schwierigen Zeit. Und nicht zuletzt hat mich auch die Herausforderung gereizt. Es gibt wunderschöne Weihnachtsalben, die meine Weihnachtsstimmung wiedergeben, zum Beispiel von Mahalia Jackson und natürlich Michael Bublé. Wenn man diese Stimmung festhalten kann – das ist Magie! Und die habe auch ich versucht, auf meinem Album einzufangen. 

Kein Interview zu einem „Weihnachtsalbum“ ohne die Frage zu dem Pop-Weihnachtsklassiker: Erinnerst du dich, wann du „Last Christmas“ zum ersten Mal gehört hast? Was bedeutet der Song für dich?

(Überlegt) Wow … das ist ewig her. Das ist so ein Klassiker, für den George Michael zu Recht gefeiert wird. Wobei ich damals gedacht hatte, das sei einfach ein geschickter Marketing-Schachzug, einen modernen Weihnachtssong zu schreiben. Aber es wurde dann dieser Klassiker, der Jahr für Jahr überall auf der Welt gespielt wird und die Leute erfreut. Und das, obwohl er ja sehr nach 80er-Jahre klingt. Aber ich finde das super … „Last Christmas“ darf nicht anders klingen. Never!

Im ersten Song deines neuen Albums singst du: „und endlich fällt von unseren Herzen dieser riesengroße Stein“. Du bist Amerikanerin und hast das Wahlgeschehen in den vergangenen Wochen stetig verfolgt. Wie groß war der Stein, der dir nach der US-Wahl vom Herzen gefallen ist?

Er war sehr groß! Ich hatte meine Wahl schon sehr früh abgegeben, aber das Ganze dann nicht mehr verfolgt, weil die Anspannung kaum auszuhalten war. Die hat man bis hierher gespürt. Dieses Wahlergebnis ist unglaublich wichtig, auch wenn es sehr knapp ausgegangen ist. Ich bin ja als Amerikanerin aufgewachsen und war auch immer stolz auf die USA, aber dieses Mal ganz besonders, denn meine Mitmenschen haben mit ihren Stimmen dafür gesorgt, dass sich endlich die richtige Sache durchsetzt und diese absurd-narzisstische Phase beendet wird. Natürlich beschert uns auch dieses Wahlergebnis nicht die Wunderlösung, aber alles ist besser, als vier weitere Jahre mit der „Nummer 45“. Aber klar: Da liegt noch viel Arbeit vor Amerika.

Und wann, denkst du, wird der Kulturszene endlich der riesengroße Stein vom Herzen fallen? Wann wird man Cassandra Steen und all die anderen Kolleg*innen wieder live auf der Bühne erleben können? 

Ich hoffe, am 20. Dezember. Da ist ein Auftritt geplant, den wir streamen möchten. Ansonsten müssen wir mal schauen. Nicht wenige Veranstaltungen wurden ja bereits von 2021 nach 2022 verschoben. Ich denke, es ist an uns, praktische Lösungen zu finden, wie wir in dieser Übergangszeit Veranstaltungen möglich machen. Und auch die Politik sollte hier aktiv mitwirken, denn alles auf Null fahren, kann keine dauerhafte Lösung sein. Das fühlt sich mitunter schon wie eine Bestrafung an. Die Kunst wird leider hierzulande unter Wert geschätzt. 

Vielen Dank für das Gespräch.

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