Belgrad: Das Tor zum Orient

Zwischen Tradition und Moderne - die serbische Metropole hat jede Menge zu bieten

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© Zlatan Jovanovic

Auf eine 7000jährige Geschichte kann die serbische Metropole Belgrad zurückblicken und gilt seit jeher als wichtiger Drehpunkt zwischen Orient und Okzident. Römer, Byzantiner, Osmanen und Serben haben ein reiches kulturelles Erbe hinterlassen, das in seiner Vielfalt in Europa nahezu einzigartig ist. Doch bei aller Historie ist Belgrad auch eine sehr junge Stadt, die sich mit zahlreichen internationalen Events, tollen Shoppingmöglichkeiten und einem großartigen Nachtleben in den vergangenen Jahren als Hotspot für junge Städtereisende aus aller Welt einen Namen gemacht hat. 

Das Wahrzeichen der Stadt...

…ist die im 15. Jahrhundert erbaute Kalemegdan Festung, die weithin sichtbar über der Stadt thront und auf über 50 Hektar zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie den Zoologischen Garten oder das Militärmuseum beherbergt. Vor der Festung liegt der Kalemegdan Park, der als schönster und kulturhistorisch bedeutendster Park Belgrads gilt. Zudem bietet die Festung am Standort der Statue des Pobednik („Sieger“) einen atemberaubenden Blick über den Fluss Save und die Belgrader Neustadt („Novi Beograd“). Mittlerweile ist die nach dem ersten Weltkrieg errichtete Staute fester Bestandteil des optischen  Ensembles der Festungsanlagen. Wobei ihr Standort eigentlich eine „Notlösung“ war – ursprünglich sollte der Pobednik bereits 1912  im Gedenken an die Befreiung Altserbiens und des Kosovo von den Türken am Terazije, dem Hauptplatz, inmitten Belgrads aufgestellt werden. Doch die Nacktheit des Sieger störte das ästhetische Empfingen der Belgrader (vornehmlich der Damen) derart, dass die Statue erst im Jahre 1928 an ihrem heutigen Standort auf der Festung eine dauerhafte Heimstatt fand.

Der beste Treffpunkt …

…ist der sehr zentral am Nationaltheater gelegene Platz der Republik („Trg Republike“). Von hier aus hat mein einen optimalen Startpunkt für eine Tour durch die schöne Altstadt Belgrads und zur nahegelegenen Kalemegdan Festung. Auch pausieren lässt es sich hier trefflich – zahlreiche Cafés und Restaurants rund um den Platz und in der direkt anschließenden, wunderschönen Einkaufsstraße Knez Mihaila locken mit vielfältigen kulinarischen Leckereien und laden zum Verweilen ein.

Das muss man gesehen haben …

…eine Stadt mit solch großer Historie kann natürlich auch mit einer Vielzahl großartiger Kulturdenkmäler aufwarten. Für Städtetreisende, die Belgrad für einen Kurztrip über ein verlängertes Wochenende besuchen seien neben der bereits erwähnten Kalemegdan Festung und der schönen Altstadt auf jeden Fall nachstehende „must sees“ empfohlen: Der Dom des heiligen Sava ist eines der beeindruckendsten Bauwerke der serbischen Hauptstadt und gilt als eines der größten orthdoxen Kirchengebäude der Welt. Bedauernswerterweise gehört der Dom auch zu den größten Dauerbaustellen in der orthodoxen Welt. Nach etlichen Querelen wegen des Baustils und anderer Themen wurden die Bauarbeiten mit fast 10 Jahren Verspätung 1935 begonnen. Es folgte wegen des zweiten Weltkriegs und der kommunistischen Herrschaft des Tito Regimes ein jahrzehntelanger Baustopp, erst 1985 wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen. Seit 2000 sind die Außenarbeiten am Dom abgeschlossen und mittlerweile wächst der Stolz vieler Belgrader auf dieses beeindruckende Gotteshaus. Belgrad-Besucher sollten auch auf den Spuren des einstigen kommunistischen Staatspräsidenten Josip Broz Tito wandeln. Das im noblen Stadtteil Dedinje gelegene Mausolum des ehemaligen jugoslawischen Staatenlenkers bietet beispielsweise interessante Einblicke ins das Leben des bis heute kontrovers diskutierten Politikers. Ebenfalls sehenswert ist der blaue Staatszug („Plavi voz“) Titos, der etwas außerhalb von Belgrad besucht werden kann. Diese rollende Luxusherberge á la „Orient Express“ ist durchaus beeindruckend, allerdings auch ein klarer Beleg der Selbstherrlichkeit des jugoslawischen Diktators.

Die besten Einkaufsmöglichkeiten…

….finden sich in der Knez Mihailova. Die prachtvolle Fußgängerzone, die ein beeindruckendes Ensemble klassizistischer Wohn- und Geschäftshäuser aus dem 19. Jahrhundert präsentiert, gilt als Belgrads beliebteste Flaniermeile. Zahlreiche Modelabels haben hier Niederlassungen und laden zum stöbern und shoppen ein. Noch größere Auswahl findet man allerdings in den modernen Shoppingmalls („Delta City“ und „Usce“) in der auf der anderen Seite der Sava gelegenen Belgrader Neustadt. Diese Malls sind wahre Einkaufsparadiese und stehen vergleichbaren Einkaufszentren in Berlin oder London in nichts nach.

Achtung: Fettnäpfchen …

…sind dankenswerterweise in Belgrad und Serbien sehr rar. Die Belgrader sind offen, herzlich und zudem überaus gastfreundlich. Einzig in Bezug auf die ehemaligen Balkankonflikte sollte man abwägen, ob und wie man dieses Thema anspricht, denn zumindest ältere Generationen reagieren mitunter hierauf sensibel.

© Benjamin Metz

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Die prominentesten Kinder der Stadt…

....sind u.a.: die Performance Künstlerin Marina Abramović, Schlagersänger Bata Illic, der berühmte Comiczeichner, Illustrator und Filmregisseur Enki Bilal, Star-Pianist Ivo Pogorelich, sowie der mehrfache Wimbledon-Sieger und derzeitige Weltranglistenerste im Herren-Tennis Novak Đoković.

Die kulinarische Spezialität....

…Die serbische Küche hat weit mehr zu bieten als die typischen Ćevapčići oder Pljeskavica. Traditionell in der Balkanküche angesiedelt, zeichnet sich die serbische Küche durch Einflüsse aus der Slawischen und Österreichischen Küche, sowie der Küche des Mittelmeerraumes und des Orients aus. Wer die traditionelle serbische Küche kennenlernen möchte, sollte unbedingt eine der urigen Kneipen, „Kafanas“ genannt, besuchen, wo bei authentischer serbischer Livemusik kulinarische Köstlichkeiten wie das stets als Vorspeise servierte eingelegte Gemüse oder Mućkalica (ein köstlicher Eintopf im Brottopf) genossen werden können. Sehr zu empfehlen ist hier die am Bulevar kralja Aleksandra gelegene „Kafana Tabor“ oder das legendäre Restaurant „?“aus dem Jahr 1823, das als ältestes Restaurant der Hauptstadt gilt und exzellente traditionelle serbische Küche bietet.

Die angesagteste Kneipe...

…unter ca. 2000 Kneipen, Restaurants und Clubs zu benennen ist kaum möglich. Belgrads Nachtleben bietet ein breites Angebot unterschiedlichster Läden, die mittlerweile auch am Wochenende Gäste aus den Nachbarländern wie Montenegro und Kroatien anlocken. Aktuell sehr angesagt ist die in einem Dock direkt am Sava-Ufer beheimatete "Cantina de Frida", die neben leckeren Tapas und tollen serbischen Weinen abends großartiges Livebands präsentiert. Generell spielt sich das Belgrader Nachtleben –zumindest in den wärmeren Monaten- primär in den Docks und den Hausbooten, sog. „Splavovi“, in denen zahlreiche Bars und Clubs untergebracht sind, entlang der Sava ab. Es sei allerdings noch erwähnt, dass die Serben im Allgemeinen und die Belgrader im Besonderen Weltmeister im Feiern sind! Dementsprechend spät starten nicht selten die Clubabende und gehen bis in die frühen Morgenstunden. Für das Belgrader Nightlife sollte man also eine gute Kondition mitbringen.

Unser Insider-Tipp…

…. ist das beeindruckende BIGZ Gebäude. Die ehemalige Zentrale des Belgrader Druck- und Verlagswesens mag heute zwar von außen verwahrlost anmuten, doch im Inneren haben Kreative aller Art eine Heimstatt gefunden. Das BIGZ ist voller Band-Proberäume und Ateliers. Auch wenn das Gebäude und die Flure etwas „ghettohaft“ anmuten, muss man sich in punkto Sicherheit keinerleit Sorgen machen und kann ganz entspannt im BIGZ auf Entdeckungstour gehen.

Wie man hinkommt …

…die serbische Hauptstadt ist gut an das europäische Bus- und Eisenbahnnetz angebunden, so kann man beispielsweise mit Eurolines für 99,00 € von Frankfurt nach Belgrad mit dem Bus fahren. Ähnlich behält es sich mit den Zugverbidnung, allerdings müssen hier mehrere Umstiege in Kauf genommen werden. Zudem sollte man ordentlich Zeit für die Anreise einplanen, denn sowohl mit dem Fernbus als auch mit der Bahn benötigt man für diese mindestens 20 Stunden! Von daher sollte man für einen Kurztrip eher per Luft anreisen. Flüge mit Air Serbia oder Lufthansa gibt es ab Frankfurt bereits ab 180,00 € (Hin- und Rückflug inkl. Aller Steuern und Gebühren).

Wie man sich in der Stadt fortbewegt …

…am Besten mit Bus und Bahn. Das öffentliche Verkehrsnetz in Belgrad ist sehr gut ausgebaut und die Einzelfahrten sind mit 60 Dinar (ca. 50 Cent) verhältnismäßig günstig. In der Altstadt ist man zudem nicht auf einen Transport angewiesen, da sich die Hauptsehenswürdigkeiten um die Knez Mihaila und die Festung leicht erlaufen lassen. Nachts bietet sich eher das Taxi an, da die meisten Nachtbusse nur im Stundentakt verkehren und das Ticket zudem im Nachttarif doppelt so teuer ist. Zudem ist Taxifahren in Belgrad recht erschwinglich – pro Kilometer fallen ca. 70 Dinar an. Aber vorsicht: Es gibt viele nicht lizensierte „Privat-Taxis“ im Stadtgebiet, die mitunter das dreifache des regulären Fahrpreises berechnen. Daher immer darauf achten, eines der offiziellen Belgrader Taxis zu nehmen - diese haben eine blaue Tafel mit dem Stadtwappen und einer vierstelligen Nummer zusätzlich zum Taxischild.

Die beste Unterkunft …

…hier sind natürlich in erster Linie die persönlichen Präferenzen und die monetären Möglichkeiten ausschlaggebend. Dem sparsamen Traveler bieten sich in der serbischen Hauptstadt zahlreiche schmucke und liebevoll geführte Hostels. Zu erwähnen wären hier das "Hedonist Hostel" und das "Yolostel", die beide sehr zentral in der Altstadt gelegen sind und auch Zweibettzimmer zu erschwinglichen Preisen anbieten. Allerdings sollte man hier keinen gehobenen Hotelstandard erwarten. Doch wer in erster Linie die Stadt unsicher machen möchte und lediglich einen Schlafplatz benötigt, dem werden diese Hostels -schon wegen der sehr zentralen Lage- sicher genügen. Zudem beide Häuser weitaus charmanter sind als vergleichbar preiswerte "No Name Hotels". Selbstverständlich kann man jedoch auch sehr komfortabel in Belgrad residieren. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist das ganz neu eröffnete "Old Mill" Radisson Blu Hotel. Direkt neben dem BIGZ Gebäude am Bulevar vojvode Mišića gelegen, bietet das in einer restaurierten Mühle untergebrachte Design-Hotel zahlreiche Möglichkeiten, nach einem anstrengendem Sightseeing-Tag optimal, beispielsweise im hauseigenen im Spa, zu entspannen und die Gaumenfreuden des hauseigenen Restaurants "OMB Larder" zu probieren. Zudem bieten die Zimmer eine wunderbare Aussicht auf Belgrad und sind überaus komfortabel. Und Highspeed WLAN ist dankenswerterweise im gesamten Haus verfügbar – gratis.

Und noch die härtesten Fakten...

...Einwohner: ca. 1,4 Millionen

...Land: Serbien

...Zeitzone: Es gilt die Mitteleuropäische Zeit (MEZ), genau wie bei uns.

…Sprache(n): Serbisch

...Währung: Dinar (1 € = 119,68 RSD)

...Durchschnittstemperatur: Moderate 20°C , im Winter kann es aufgrund des schneidenden Windes „Košava“ empfindlich kalt werden, mitunter sogar Minusgrade erreicht, im Sommer hingegen kann es bis zu 28°C warm werden (im August auch in Spitzenzeiten bis zu 30°C und mehr).

Weitere Infos unter:

www.beograd.rs

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