Alex Welsch & Torsten Jahr

Gastgeber der „guten Stube“ laden zum 10-Jährigen

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© Klaus Mai

Im Rahmen ihrer liebevoll „gute Stube“ getauften Veranstaltungsreihe präsentieren Alex Welsch und Torsten Jahr einmal im Monat interessante Künstler in Wohnzimmeratmosphäre. Im November feiert die „gute Stube“, die sich bereits seit ihrem Start einer überaus treuen Anhängerschaft in der Darmstädter Kulturszene erfreuen kann im Hoffart Theater ihren zehnten Geburtstag. Frizz stellt die beiden Veranstalter und ihre Reihe vor.

Bereits seit frühester Jugend vereint Alex Welsch zwei Leidenschaften in sich: Das Schreiben und die Musik. Die eine macht sie schließlich zum Beruf und wird Journalistin, der anderen folgt sie als Gitarristin und Konzertveranstalterin. „Aber eher als ambitioniertes Hobby. Ich wollte nie von der Musik leben müssen, weil ich meine musikalischen Ambitionen nicht mit Druck und Stress verfolgen möchte“, wie die 42jährige erklärt. Aufgewachsen in Wiesbaden kommt Welsch nach dem Abitur über Bekannte mit der Darmstädter Musikszene in Kontakt, fühlt sich dort pudelwohl, schreibt für Magazine und Tageszeitungen und veranstaltet mit einigen Freunden des Artcore e.V. über viele Jahre das „Open Air am Steinbrücker Teich“. Dabei stets im Fokus: Wunderbare Musik, abseits von Mainstream-Radio und Kommerz-Labels.

2000 zieht Alex Welsch schließlich endgültig nach Darmstadt, wird Volontärin beim „Darmstädter Echo“, für das sie fortan auch als Redakteurin arbeitet. Als solche ist sie oft auf diversen Konzerten in Darmstadt und Umgebung, schreibt Konzertreviews und lernt so den Veranstaltungstechniker Torsten Jahr, der in der Centralstation arbeitet kennen. Jahr ist ebenfalls passionierter Musikliebhaber und Konzertmacher. Bereits in den Neunziger hatte der gelernte Erzieher mit einigen Freunden das BDP Jugendcafé in Babenhausen aus der Taufe gehoben, das mit seinem spannenden Konzertprogramm schnell Musikfans aus dem ganzen Rhein- Main-Gebiet anzog. Die beiden ergänzen sich nicht nur in veranstalterischer Hinsicht perfekt - sie mit dem guten Überblick über die Musikszene, er mit der versierten Hand fürs Technische - und werden schließlich ein Paar.

Einige Zeit später spielt Welsch zu seinem fünfjährigen Bestehen erstmals  im Hoffart Theater des freien Theatermachers Klaus Lavies und verliebt sich auf Anhieb in das Flair der ehemaligen Hinterhof-Autowerkstatt in der Lauteschlägerstraße. Jahr ist ebenfalls sofort begeistert. Man überlegt sich ein Konzept für eine Veranstaltungsreihe, die Künstler unterschiedlichster Couleur in heimeliger Wohnzimmeratmosphäre präsentieren soll -  die „gute Stube“ ist geboren. Ein alter Sessel, eine Wohnzimmerlampe und schöne Blümchentapeten machen die Sache rund. Als „i-Tüpfelchen“ findet ein alter Fernseher Einzug in die Kulisse. Fortan wird die sonntägliche Veranstaltung pünktlich um 20 Uhr mit der „Tagesschau“ eingeleitet, bevor das eigentliche Programm startet. Mehr Wohnzimmer geht nicht.

Die „gute Stube“ wird vom Start weg von der Darmstädter Kulturszene begeistert aufgenommen und so sind die 120 Plätze der kleinen Theaters nicht selten schon weit vor der „Tagesschau“ restlos besetzt. Kaum verwunderlich, bieten Alex und Torsten ein Programm das konstant interessant, hochqualitativ und stets unberechenbar bleibt. Neben Größen der internationalen Singer/Songwriter-Szene und Indie-Rock-Hereon wie Walter Schreifels oder Frank Sidebottom laden die beiden Veranstalter immer wieder auch Filmemacher, Literaten und Experimentalmusiker ein. Vor allem die Darbietungen letzterer bringen so machen Hörer an seine Grenzen. Doch dahinter steckt ein festes Konzept. „Wir möchten, dass die Stube dynamisch und auch thematisch in Bewegung bleibt, und die Leute honorieren das mit einer großen Offenheit“, wie Welsch erklärt.

2010 wird das fünfjährige Bestehen der Stube mit einer Party und der Veröffentlichung eines liebevoll zusammengestellten Samplers gefeiert. Für „Gute Reise“ reisen Alex und Torsten weit umher, besuchen verschiedene Künstler, denen man seit ihrem Gastspiel in Darmstadt freundschaftlich verbunden geblieben ist und nehmen Songs in deren Wohnzimmern auf. Wieder so ein Beleg für die große Leidenschaft, die das Paar in seine Veranstaltungsreihe steckt. Mit dem „Forst“ verlassen die Veranstalter 2013 erstmals ihr festes Domizil in der Lauteschlägerstraße und überbrücken die dreimonatige Sommerpause mit einen kleinen, aber feinen Open Air Festival, das dieses Jahr bereits zum dritten Mail im Bessunger Forst über die Bühne ging.

Im November feiert die gute Stube nun ihr zehnjähriges Jubiläum. Diesmal gleich an zwei Tagen mit einem fulminanten Programm! So wird beispielsweise unter der Regie des Darmstädter Musik-Tausendsassas Gerade Wrede wieder an eine Stubentradition aus den ersten Jahren angeknüpft: Das Team spielt und stellt live zum Jubiläum mit „Aktenzeichen X/Y ungelöst“ eine althergebrachte Fernsehsendung nach. An Tag zwei der Jubelsause steht eine Tanzparty an mit DJs aus dem Stubenumfeld. Und weil es auch hier nicht gänzlich ohne Livemusik abgehen kann, wird als weiteres Bonbon „Exchampion“ aus Essen mit seiner ganz eigenen Variante des  "Superdrummings"  erwartet.

Auch eine Compilation wird es wieder geben - "Familienalbum" ist eine Sammlung von 19 Songs, die Musikergäste am Morgen nach ihrem Auftritt in der Privatwohnung von Alex und Torsten im Martinsviertel aufgenommen haben. Und auch der Ausblick auf das restliche Jahr verheißt Großartiges, so startet mit dem wunderbaren kanadischen Songwriter Geoff Berner am 02.12. die neue Reihe "Zugabe", die ehemalige Stubenacts noch mal an anderen Orten präsentiert. Um die Zukunft der Guten Stube muss man sich angesichts solchen Ideenreichtums und Engagements wohl keine Sorgen machen. Solange die Tagesschau läuft, laden Alex und Torsten auch weiter sonntags um 20.15 in ihr Wohnzimmer ein.

Termin:

10 Jahre „Gute Stube“: Jubelsause am Fr. 13.11. & Sa. 14.11., 20.15 Uhr, Hoffart Theater

Weitere Infos unter:

Gute Stube

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