„Die Band ist die Familie“

Darmstadts Ska & Rocksteady Heroen Ska Trek feiern Jubiläum

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© Klaus Mai

Seit über zwei Jahrzehnten ist die Darmstädter Formation Ska Trek nun schon im Dienste von Ska und Rocksteady auf den Bühnen der Republik (und darüber hinaus) unterwegs und kann auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Im März gibt die Band um Sänger John "Redi" Kannankulam anlässlich ihres 25jährigen Bandjubiläums im Darmstädter Schlosskeller ein Konzert und lässt den karibischen Sound der 60er hochleben. FRIZZ – Das Magazin sprach mit Redi, Mimi (Gesang), Olaf (Key.) und Lolo (Schlagzeug) über ein Vierteljahrhundert Ska Trek.

FRIZZ: Unser erstes Interview für FRIZZ datiert aus dem Jahre 1998. Welche Erinnerungen habt Ihr an diese Zeit?

Redi: 1998? Puh! Lange her…

Olaf: Haben wir in dem Jahr nicht unsere LP aufgenommen?

Redi: Zu der Zeit waren wir so ziemlich auf dem Zenit. Im Jahr darauf haben wir dann auf dem Schlossgrabenfest gespielt und später dann diesen denkwürdigen Gig mit den Skatelites in der Centralstation.  

Mimi: Damals haben wir alle noch studiert und hatten mehr Zeit für die Band. Wir haben wesentlich öfter gespielt als heute.

FRIZZ: Die Darmstädter Musikszene war damals überaus vielfältig und aktiv. Heutzutage scheint die hiesige Bandszene ziemlich überschaubar. Woran liegt das Eurer Meinung nach?

Olaf: Das war mal eine zeitlang so. Mittlerweile hat das jedoch wieder deutlich angezogen. Aber da kann Lolo sicher mehr zu sagen.

Lolo: Ich finde, dass die Szene immer noch sehr lebendig ist. Okta Logue, Rollergirls. Es gibt jede Menge guter Bands in Darmstadt.

Olaf: Die spielen aber vielleicht nicht mehr soviel in Darmstadt, sondern mehr außerhalb.

Mimi: Wir haben früher jeden Gig mitgenommen. Schulfeste, Straßenfeste, das ist heute eher nicht mehr so angesagt.

Redi: Es gibt ja auch nicht mehr so viele Live-Clubs in Darmstadt. Eledil und 603qm sind Geschichte und auch sonst sieht es da eher mau aus.

FRIZZ: Mittlerweile sind nahezu alle lokalen Größen von damals Geschichte. Was hat Euch so lange am Leben gehalten?

Redi: Die Band ist die Familie. Wir spielen jetzt seit 25 Jahren zusammen und sind zum Teil noch länger befreundet. Mimi kenne ich zum Beispiel schon seit ich sieben bin.

Olaf: Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir nicht jeden Tag aufeinandersitzen. Die Chance, sich gegenseitig auf den Geist zu gehen ist recht gering.

Mimi: Wenn Du bei den Eltern ausgezogen bist, wird das Verhältnis auch wieder besser (lacht). Privat haben wir eigentlich gar nicht mehr so viele Berührungspunkte.

Redi: Aber wenn wir uns dann sehen, ist das immer schön uns sehr vertraut.

Mimi: Wenn wir auf Tour gehen hat das immer was von Klassenfahrt. Einen besseren Ausgleich zu meinem alltäglichen Leben gibt es nicht. Und die Momente mit der Band möchte ich auch auf keinen Fall missen!

Redi: Außerdem ist das einfach meine Musik. Das ist die Musik, die ich liebe, höre und immer noch geil finde!

© Klaus Mai

FRIZZ: Ihr wart damals neben den Busters aus Heidelberg eine der ersten Ska-Bands hierzulande. Mittlerweile ist Ska fester Bestandteil der hiesigen Musiklandschaft, über 100 Band werden alleine auf allska.de gelistet. Ska-Punk-Bands wie Broilers, Irie Révoltés oder das Farin Urlaub Racing Team sind regelmäßig in den Charts. Freut Euch diese Entwicklung? Ihr seid ja eher Puristen und dem traditionellen Ska & Rocksteady der 60er Jahre verpflichtet.

Olaf: Ich finde das gut. Es freut einen ja, wenn die Musik, die man selbst toll findet, auch von anderen Leuten geschätzt wird.

Mimi: Und jede Sparte hat auch ihre Berechtigung. Ich freue mich immer, wenn ich im Radio eine Nummer mit Off-Beat höre.

Redi: Aber das mit den Puristen stimmt schon. Wir waren auch damals schon passionierte Ska-Hörer und haben uns ganz bewusst diese Nische des 60s Ska ausgesucht. Dieser Sound war und ist unser Markenzeichen.

FRIZZ: Die Nachfrage nach Livekonzerten ist in den vergangenen Jahren enorm stark angestiegen. Warum sind Ska Trek nur so selten live zu erleben? An Angeboten dürfte eigentlich kein Mangel bestehen, oder?

Olaf: Wir würden das aber von der Planung her kaum hinbekommen. Job, Familie und dann sind wir noch neun Leute. Da eine zweiwöchige Tour zu basteln ist nahezu unmöglich.  

Mimi: Da müsste jeder seinen Jahresurlaub nehmen. Das Problem besteht aber vor allem darin, dass bei 70% der Gig-Anfragen einer von uns keine Zeit hat.

Olaf: Und mit Sparbesetzungen oder Ersatzleuten möchten wir nicht spielen. Wir machen es ja nicht wegen des Geldes, sondern in erster Linie zum Vergnügen. Außerdem ist es ganz gut, nicht so inflationär zu spielen. Denn die wenigen Termine sorgen dafür, dass die Leute auch richtig Lust haben, uns wieder mal live zu sehen.

© Klaus Mai

FRIZZ: Ihr feiert in diesem Jahr Euer 25jähriges Bestehen. So ein Jubiläum lädt natürlich auch zur Rückschau ein –ihr habt als Band sehr viel erlebt, wart viel unterwegs und habt u.a. auch mit Größen wie Desmond Dekker oder Toots & The Maytals gespielt. Was ist dir hiervon am meisten in Erinnerung geblieben? Welche Highlights, welche Tragödien?

Redi: An echte Tragödien erinnere ich mich nicht. Aber Highlights gab es einige. Das bereits erwähnte Konzert mit den Skatalites war so eins und auch der Auftritt mit Toots & The Maytals kurze Zeit später war ein ganz besonderes Erlebnis.

Olaf: Die erste Tour war für mich eines der Highlights.

Mimi: Stimmt, die erste Tour war wirklich super! Ich weiß nicht, ob das so großes Highlight war, aber das sind einfach Erlebnisse, die man nie vergisst und für die man irgendwie dankbar ist, sie gemacht haben zu dürfen.

Olaf: Etwas ganz Besonderes sind natürlich auch Momente, wenn man mit berühmten Kollegen auf der Bühne stehen darf, die man schon ewig bewundert und mitunter sogar Songs von ihnen auf der eigenen Setlist hat.

Redi: Als wir zum Beispiel einmal mit Ken Boothe (legendärer jamaikanischer Ska- und Reggae-Sänger und Songwriter, Anm. d. Red.) zusammengespielt haben, kam er nach unserem Konzert zu mir und fragte: „Are you the guy who just sang „Artibella“? Und ich so ganz verschüchtert: „Yes“. Und er daraufhin: „It was fantastic!“ Das war so unglaublich, da läuft es mir immer noch kalt den Rücken runter.

FRIZZ: Pünktlich zum 25jährigen Jubiläum meldet Ihr Euch am 18.03. in Eurer Heimatstadt live im Schlosskeller zurück. Was können die Darmstädter an diesem Abend erwarten? Alte Weggefährten, viel Nostalgie?

Olaf: Wir haben noch eine Supportband und einen DJ als Special Guest im Programm.

Redi: Zudem haben wir noch einige ehemalige Bandmitglieder als Gäste eingeladen.

Mimi: Und wir hatten noch so ein internes Ranking für die Setlist. Jedes Bandmitglied durfte 5 Lieblingslieder, die wir momentan nicht mehr spielen zur Abstimmung bringen und die Songs mit den meisten Stimmen werden wir dann im Schlosskeller spielen. Es wird also auch einige alte Songs zu hören geben.

FRIZZ: Weitere Live-Termine und Pläne nach Eurem Konzert im Dezember sind bis dato noch nicht bekannt. Wie wird’s nach der Jubiläumssause weitergehen? Längere Familypause oder neues Jahr, neues Album, neue Tour?

Redi: Wir werden bei Lolo eine neue Platte aufnehmen und wir möchten auf jeden Fall auch wieder mehr live spielen.

Olaf: Im Rahmen unserer Möglichkeiten. Aber fünf Gigs in Folge sollten diesmal möglich sein (lacht).

Redi: Aber das ist auf jeden Fall auch eine Ansage. Das wird jetzt nicht die Abschiedsrunde. Die Band löst sich nicht auf, sondern wir wollen’s noch mal wissen!

FRIZZ: Vielen Dank für das Gespräch.

Weitere Infos unter: 

www.skatrek.de

www.facebook.com/officialskatrek

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