„Ich möchte einfach gute Geschichten erzählen“

Nach Film und Hörspiel nun eine Graphic Novel – Autor Ivar Leon Menger begibt sich auf neues Terrain

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© Klaus Mai

Ivar Leon Menger ist ein kreativer Tausendsassa – nach seinem Designstudium entdeckte der Darmstädter seine Leidenschaft für den Film und erhielt bereits für sein Kurzfilm-Debüt „Geteiltes Leid“ 2002 den Preis als „Bester deutscher Kurzfilm“ bei der Berlinale. Mittlerweile gilt Mengers Leidenschaft vornehmlich dem Hörspiel und auch in diesem Metier konnte er als Regisseur und Autor (u.a. für die erfolgreiche Detektivserie „Die drei ???“) zahlreiche Erfolge verbuchen. Unlängst veröffentlichte Ivar Leon Menger mit "Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf" erstmals ein neues Abenteuer des Detektiv-Trios als Graphic Novel.

FRIZZ: Du bist seit vielen Jahren als Autor, Regisseur und Verleger von Hörspielen tätig. Wie bist Du dazu gekommen?

Ivar Leon Menger: So wie den meisten Hörspiel-Fans fing das auch bei mir in der Kindheit mit den „drei ???“, „John Sinclair“ und anderen Hörspielserien an. Allerdings war damals noch überhaupt nicht abzusehen, dass das auch mal meine Berufung sein würde. Mein Vater hatte eine Werbeagentur und eigentlich war dieser Weg zunächst für mich klar vorgezeichnet, weshalb ich nach der Schule auch erstmal in Hildesheim Design studiert habe. Während des Studiums habe ich dann gemerkt, dass ich doch eher in Richtung Film arbeiten möchte und habe parallel in einer Werbeagentur als Texter gearbeitet, was mir später als Autor sehr zugute gekommen ist. Über den Film bin ich schließlich zum Hörspiel gekommen.

FRIZZ: Hörspiele und Audiobooks erleben seit Jahren einen großen Boom. Wie erklärst Du dir diese Entwicklung?

Ivar Leon Menger: Das Hörspiel-Publikum hat sich verändert. Kinder hören nach wie vor gerne Hörspiele, aber spätestens ab dem Teeny-Alter verlieren die meisten das Interesse. Dann gibt es noch eine andere große Hörergruppe und das sind die Erwachsenen, die mit Hörspielen aufgewachsen sind. Die waren meist eine Zeitlang aus dem Thema raus, sind aber heute wieder mit großer Begeisterung dabei. Man muss auch anmerken, dass Hörspiele ein sehr deutsches Phänomen sind. Die gibt es nur bei uns und vielleicht noch in England, weil dort die BBC auch Hörspiele für das Radio produziert hat. In den USA, Frankreich und den anderen Ländern sind eigentlich nur Hörbücher, also reine Literaturlesungen bekannt.

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FRIZZ: Die berühmteste Hörspiel-Serie hierzulande handelt von den Abenteuern des Detektiv-Trios „Die drei ???“. Die Serie ist seit nahezu vier Jahrzehnten ein Dauerrenner und erschließt Jahr für Jahr neue Hörergenerationen. Woher rührt diese Faszination für Justus, Peter und Bob Deiner Meinung nach?

Ivar Leon Menger: Das Phänomen „drei ???“ lässt sich gar nicht so genau erklären. Im Grunde hätte ja auch eine andere Serie wie „TKKG“ so erfolgreich laufen können. Denn ich glaube, die Storys sind für den Erfolg gar nicht mal so ausschlaggebend. Es sind wohl mehr die Stimmen der drei Darsteller, die einen über so eine lange Zeit begleitet haben. Das hat einfach etwas ganz Vertrautes. Mir ist auch aufgefallen, dass viele der heutigen jungen Hörer die „drei ???“ über ihre Eltern kennengelernt haben.

FRIZZ: Nachdem Du bereits als Autor für die Serie mehrfach tätig warst, hast Du nun gemeinsam mit John Beckmann und dem Illustrator Christopher Tauber unter dem Titel "Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf" erstmals eine Graphic Novel zu den „drei ???“ veröffentlicht. Was war die Idee dahinter? Was kann die Graphic Novel was das Hörspiel nicht kann?

Ivar Leon Menger: Beim Hörspiel muss der Fall immer so funktionieren, dass der Hörer das berühmte „Kopfkino“ anschalten kann. Bei der Graphic Novel war hingegen klar, dass der Fall visuell gelöst werden muss. Deswegen war es uns bei dem Buch auch wichtig, dass man nach der Auflösung des Falles am Ende des Buches beim Zurückblättern dann die ganzen Hinweise findet, die zur Aufklärung notwendig waren. Das fand ich spannend, weil es eine andere Art ist, die Story aufzubauen und auch sie zu entdecken.

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FRIZZ: Mitte Oktober habt Ihr "Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf" auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt - wie waren die Reaktionen der „drei ???“-Fans auf das Buch?

Ivar Leon Menger: Zum Glück fielen die durchweg sehr positiv aus. Ich war da natürlich sehr gespannt, weil es sich ja auch um ein ganze neues Medium für die „drei ???“ handelt. Ich denke aber, dass es eine gute Entscheidung war, die Zeichnungen nicht so kindlich anzulegen, sondern das Buch optisch „erwachsener“ zu gestalten. Die Geschichte ist auch eher für die älteren Fans gedacht und enthält sehr viele Details und Querverweise auf die Geschichte der „drei ???“.Es war uns wichtig, für die Fans zu schreiben.

FRIZZ: 2009 hast Du die Psychothriller GmbH gegründet, einen Verlag, der verschiedene Hörbuchproduktionen wie die 18teilige Serie "Darkside Park" veröffentlicht hat. Ende 2012 wurden die Hörbuchproduktion allerdings eingestellt. Woran lag's? "Darkside Park" verkaufte sich doch sehr gut und erhielt exzellente Kritiken.

Ivar Leon Menger: Das stimmt schon. Aber da Amazon in der Zwischenzeit das Hörspielportal Audible aufgekauft hatte, haben sich die Konditionen sehr ungünstig verändert. Audible arbeitet ja, ähnlich wie Spotify, mit einem Abo-System, einer Art „Hörspiel-Flatrate“. Und mit diesen Margen kann ich nicht mehr auf dem gewohnten, hohen Niveau Hörspiele produzieren. Also habe ich die Produktion schließlich schweren Herzens eingestellt. Gleichzeitig hatte sich aber der Markt für E-Books deutlich entwickelt, daher haben wir mit Psychothriller uns fortan auf dieses Geschäft verstärkt konzentriert. Und Hörspiele produziere ich auch wieder. Dieses Jahr konnte ich für Audible eine neue Serie namens „Monster 1983“ entwickeln und diese Art der Zusammenarbeit finde ich sehr angenehm. Das ist eine klare Auftragsarbeit. Ich kann in Ruhe schreiben und produzieren und werde dafür ordentlich bezahlt. Ich bin zwar nicht an den Umsätzen beteiligt, kann dafür aber in Ruhe arbeiten und habe auch kein unternehmerisches Risiko mehr. Bei „Darkside Park“ musste ich damals zwei Jahre warten, bis die Unkosten wieder drinnen waren, obwohl die Serie sehr erfolgreich war.

FRIZZ: Neben Deiner Arbeit als Autor, Regisseur und Verleger bist Du auch als Werbefachmann, Grafiker, Fotograf tätig. Und Deine Familie hält dich sicher auch auf Trab. Wie bekommst Du das alles unter einen Hut?

Ivar Leon Menger: Das ist eine gute Frage. Die Übergänge zwischen Job und Privatem sind oft fließend. Der Tag heute ich beispielhaft. Vor unserem Interview musste ich meine Tochter zum „Liliencamp“ fahren, nach dem Interview muss ich im Büro weiterarbeiten, dann meine Tochter wieder abholen und danach habe ich einen Telefontermin mit Audible. So in dieser Art sind meine Tage getaktet. Aber das man das so leben kann ist ja einer der Vorteile, wenn man im kreativen Bereich tätig ist. Es gibt allerdings Ausnahmen. Wenn ich Geschichten entwickle oder schreibe. Da benötige ich Muse, muss mich fokussieren und brauche Ruhe. Eine gute Geschichte ist das Wichtigste.

FRIZZ: Wie sehen Deine weiteren Pläne aus? Du hast nach deinem Studium auch eine zeitlang als Filmregisseur tätig und hast verschiedene Preise, u.a. "Bester Deutscher Kurzfilm" für "Geteiltes Leid" bei der Berlinale 2002, gewonnen. Gibt es Ideen, eventuell auch mal wieder mehr in diesem Metier zu arbeiten?

Ivar Leon Menger: Manchmal denke ich tatsächlich darüber nach, mal wieder einen Film zu machen. Allerdings müsste ich den selbst produzieren. Denn ich bin einfach ein Macher. Und mag nicht ewig lange diskutieren und hin- und herschieben. Wenn da 30.000 Leute mitreden wollen macht mich das wahnsinnig! Aber es würde mich zum Beispiel schon reizen, mein damaliges Drehbuch für „Plan B“, das ja bis dato nur als Hörspiel realisiert worden ist, als Kammerspiel zu drehen. Und zwar am Besten für die kommende „Virtual Reality Generation“. Dieses Thema im VR Modus zu drehen, sodass man als Beobachter mit einer VR Brille Teil dieses Kammerspiels ist, fände ich durchaus spannend. Aber momentan bin noch ganz im Hörspiel-Thema. Wenn die neue Serie „Monster 1983“ gut anläuft, ist bereits eine zweite Staffel angedacht, und ich habe bereits eine Idee für eine weitere Hörspiel-Serie, die mir sehr viel Spaß macht. Ich möchte einfach gute Geschichten erzählen. Und das Medium steht da gar nicht unbedingt im Vordergrund.

Vielen Dank für das Gespräch.

Weitere Infos unter:

Ivar Leon Menger 

Psychothriller GmbH

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