„Ich kann das und ich will das!“

Von Ravensburg in die Charts – Lotte im Gespräch mit FRIZZmag

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©Christoph Köstlin

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Ihr Debüt machte Charlotte Rezbach aka Lotte vor zwei Jahren auf Anhieb bundesweit bekannt. Es folgten zahlreiche Konzerte und eine stetig wachsende Fangemeinde. Im Herbst erschien das mit Spannung erwartete Zweitwerk „Glück“, das Lotte im Februar live in FFM präsentiert.

FRIZZmag: „Querfeldein“ war 2017 auf Anhieb ein amtlicher Charterfolg. Wie erinnerst du dich heute, gut zwei Jahre später, an diese Zeit?


Lotte: Ich bin da in eine komplett andere Welt reingefallen. Alles war aufregend, alles war neu und voller erster Male: die erste Albumveröffentlichung, erste Interviews, das erste Mal auf Tour gehen. Jetzt, bei der zweiten Platte, ist da etwas mehr Ruhe eingekehrt, was mir aber auch gut gefällt, weil ich das alles mehr genießen kann.

Wie gut ist man auf das plötzliche Leben als Profimusikerin vorbereitet? Auf einmal bekommt man Fanpost, ist dauernd im Einsatz: Promotermine, Tourneen. Was macht das mit einem?


Am Anfang war ich einfach nur überrascht und auch ein bisschen verwirrt ob des Trubels (lacht). Ich dachte, dass ich schon in etwa wüsste, was mich erwartet, weil ich einige Leute aus der Musikbranche kenne, die das schon erlebt hatten. Man hat da so einen Film vor Augen, aber am Ende war es dann ganz anders und kurz gesagt: einfach wild!

Im Oktober ist nun dein zweites Album „Glück“ erschienen. Was kannst du über das neue Album erzählen?


Die Songs beschäftigen sich mit ganz verschiedenen Facetten des Glücks. Ich habe mittlerweile gemerkt, dass sich Glück immer wieder neu entdecken lässt. Zum Beispiel das Gefühl, vor tausend Leuten auf einer Bühne zu stehen und meine Songs zu spielen – das macht mich sehr, sehr glücklich. Aber nicht nur. Freunde zu haben, meine Familie zu sehen, auch das macht mich glücklich. Freiheit auf der einen Seite, aber auch Nähe und Geborgenheit auf der anderen sind Dinge, die mir sehr wichtig sind. 

Die Songs deines ersten Albums haben sich auch durch ihre z. T. sehr persönlichen Texte ausgezeichnet. Ich denke da an „Du fehlst“ oder „Auf beiden Beinen“. Ist das eine Offenheit, die du dir auch bei den neuen Songs beibehalten hast? Ist man als öffentlicher Mensch nun nicht deutlich verletzlicher?

Ja, das ist auf jeden Fall so. Und ich hätte nicht gedacht, dass das so krass sein würde. Aber man kann aus dieser Offenheit auch Stärke ziehen. Wenn ich auf die Bühne gehe und so offen in meinen Songs bin, spüre ich ganz deutlich die Aufmerksamkeit der Leute und auch, dass sie berührt sind. Das gibt mir sehr viel zurück und daraus ziehe in jede Menge Energie. Deswegen bleiben die Songs auch autobiografisch. Ich möchte einfach von den Dingen erzählen, die ich erlebe und die mich bewegen.

Als zweite Single wurde der Song „Auf das, was da noch kommt" veröffentlicht, ein Duett mit Max Giesinger. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?


Ich kenne Max schon seit drei oder vier Jahren. Er hat mich bei meinen Anfängen sehr unterstützt, mir viel gezeigt und mich mit auf Tour genommen. Und er hat auch mit mir an Songs für mein Debüt geschrieben, zum Beispiel „Auf beiden Beinen“. Das lief so gut, dass wir das auch beim zweiten Album nochmal angehen wollten und so ist dieser Song entstanden, der ihm dann so gut gefallen hat, dass er spontan gefragt hat, ob er nicht mitsingen darf. Was mich natürlich sehr gefreut hat, weil es echt schön war, dass wir im letzten halben Jahr mit dem Song so oft zu zweit unterwegs waren. 

Was konntest du für dich aus der Zusammenarbeit mit Max oder auch aus den Shows als Support Act für Johannes Oerding und andere bekannte Künstler mitnehmen?


Was mir sehr geholfen hat, war Max, Johannes oder auch Joris auf der Bühne zu erleben. Wie sie mit ihrem Publikum umgehen. Gar nicht so sehr während der Songs, sondern was zwischen den Liedern passiert. Musik war etwas ganz Privates und Persönliches für mich – meine Gitarre, meine Lieder und ich. Aber „entertainen“ konnte ich erst mal gar nicht. Und in Sachen Selbstbewusstsein, Lässigkeit und Spiel mit dem Publikum konnte ich mir bei den gemeinsamen Konzerten eine ganze Menge abgucken. Johannes und Max gehen auf die Bühne als wäre sie ihr Wohnzimmer.  

Du hast deinen ersten Song im zarten Alter von 13 Jahren geschrieben. War dir damals schon klar, dass die Musik mal dein Beruf werden würde?


Nee, niemals! Hat mir aber auch niemand prophezeit. In meinem Umfeld hieß es unisono: Man wird nicht von der Straße weg berühmt. „Musik machen“ hieß eher Musik zu studieren und dann Musiklehrerin oder ähnliches zu werden. 

Ravensburg, wo du aufgewachsen bist, ist auch nicht unbedingt als Hotspot auf der Landkarte angehender Popstars bekannt. Was hat dann schlussendlich doch noch die Karriere als Profimusikerin angeschoben?


Da hat der Zufall geholfen. Ich hatte mich an der Mannheimer Popakademie für ein Bandcoaching-Programm beworben, war dort, habe vorgespielt und hatte gleich am nächsten Tag mehrere Angebote von Plattenfirmen auf dem Tisch. Das war echt ein Sprung ins kalte Wasser, aber ich dachte mir: „Ich kann das, ich will das und ich probier’ das jetzt!“

Ravensburg wird auch die „Stadt der Türme“ genannt. „Stadt der Türme“ ist auch der Titel eines Songs auf deinem Debüt. Du lebst mittlerweile in Berlin. Was bedeutet „Heimat“ für dich?


Sehr, sehr viel! Wir haben vor Kurzem erst wieder unser „Jahresabschlusskonzert“ in Ravensburg gespielt und es ist so besonders, dort zu sein. Ich fühle mich einfach komplett dort. Meine Familie und meine Freunde sind in Ravensburg. In unserem Haus habe ich von Geburt an gelebt, die alten Wege sind immer noch vertraut. Ich fühle mich sehr geborgen dort und würde Ravensburg schon als meine „Heimat“ bezeichnen.

Nachdem du zunächst solo aufgetreten bist, spielst du nun gemeinsam mit Band und bist viel auf Tour. Was bedeutet es dir, auf der Bühne zu stehen?


Das ist meine große Liebe! Das hat sich am Anfang, als ich alleine aufgetreten bin, noch nicht so abgezeichnet, aber mittlerweile fühle ich mich auf der Bühne zu Hause. Ich bekomme live einfach das direkte Feedback. Wenn ich auf der Bühne ein Lied spiele, sehe ich sofort die Reaktionen. Sehe, was es mit ihnen macht. Während der Konzerte lebe ich mit den Leuten total den Moment. Das sind 90 Minuten, in denen wir gemeinsam komplett raus sind aus dem ganzen Alltagsding. Dieses „im Jetzt sein“ finde ich ganz wunderbar!

Vielen Dank für das Gespräch.



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FRIZZmag präsentiert: Lotte live

Fr., 14.2., 20 Uhr, Batschkapp, Frankfurt

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