„Keine Ahnung, wie ich das immer hinkriege ...“

Interview mit Thea Nivea

by

©Thea Nivea

Kaum zu glauben: Die Oktober-Glosse im FRIZZ ist Thea Niveas 50ste. Sie ist Kult, nicht nur in kommunalpolitischen Kreisen, und wer sie mal gelesen hat, freut sich immer auf die nächste. Ein beachtliches Jubiläum, finden wir und haben uns mit Thea zum Interview getroffen.

FRIZZmag: Hi Thea, schön, dass du Zeit für uns hast. Wie fing das alles an damals  und wie bist du bloß drauf gekommen, eine Glosse zu schreiben? Und dann auch noch mit kommunalpolitischem Schwerpunkt?

Thea: Na ja, ich bin selbst gar nicht auf die Idee gekommen, das war eigentlich mein Vater, ich war ja noch viel zu klein.

Wie alt warst du damals genau?

Sag ich nicht, weil ihr dann wüsstest, wie alt ich jetzt bin. Zu jung und zu ahnungslos, jedenfalls für eine „kommunalpolitische Glosse“.

O.k., also das warst gar nicht du ...

Eigentlich ja auch nicht mein Vater. Die vom Vorhang-Auf damals, ich glaub Dezember 2007, hatten ihn gefragt, ob er nicht eine Kolumne über Kommunalpolitik schreiben könnte. Wollte er aber nicht.

Warum nicht?

Weil’s die schon gab in der FR, von dem Kabbaratz-Hoffmann, und an das Niveau käm er nicht ran, und auf noch ne Altmännersicht hatte er keinen Bock. Obwohl ich ihm als Pseudonym Datterich vorgeschlagen habe. Ja und dann ist er drauf gekommen, dass ich die schreiben könnte.

Vaterstolz? Oder warum sonst kam er auf dich?

Weil er das wohl für witzig gehalten hat, Darmstadt aus der Sicht einer 15-jährigen. Ich fand’s erst voll daneben, aber als dann auch meine Mutter meinte, die Idee wär gar nicht so übel, hatte ich ja null Chancen. Ich hab zwar gesagt, ich blick doch überhaupt nicht durch, aber mein Vater meinte, genau das ist es.

Kannst du das ein bisschen genauer erklären, sonst blicken wir nämlich nicht ganz durch ...

„Ich blick nicht durch.“ Das war praktisch das Motto der ersten 10, 12 Glossen. Na ja, war ja auch so, und in der Zeit hat mein Vater mir auch schon noch geholfen.

Und jetzt nicht mehr?

Nee, inzwischen mach ich das ganz alleine, und die Ich-blick-nicht-durch-Masche zieht ja auch nicht ewig.

Du bist offenbar ziemlich gut informiert über die Darmstädter Verhältnisse, woher kommt das? Recherche, gute Kontakte? Und was hat sich noch geändert?

Ja, schon, kann man so sagen. Ich glaub ich schreib jetzt auch ein bisschen erwachsener und verrate nicht mehr so viel über meine Familie.

Wie meinst Du das? So ein paar Eigenarten Deiner Familie kriegt man ja schon noch mit.

Na ja, am Anfang, wo mein Vater seinen Job gewechselt hat, zum Bespiel. Oder wenn ich geschrieben habe, was bei uns zu Hause so abgeht. Da hat meine Mutter gesagt, sie will nicht mehr so viel Familieninterna lesen, sonst wird sie irgendwann mal identifiziert.

Deswegen auch dein Pseudonym ?

Na ja, das Pseudonym war ja von Anfang an auch die Bedingung von meinem Vater, dass ich geschützt bin, weil man ja nie wissen kann, wie übel einem die Politiker was nehmen.

Und? War die Befürchtung berechtigt?

Nee, die allermeisten sind total nett und haben sogar Humor. Stress gab’s nur ne Zeit lang vor der OB-Wahl, da hatte der Hoffmann mal seinen Büroleiter, glaub ich, im Verdacht.

Wir erinnern uns, da hatte die SPD und vor allem der amtierende OB keine guten Karten bei dir. Spricht ja eher für dich, wenn er deine Glosse so ernst genommen hat, dass er sich darüber ärgert.

Klar, und ist ja irgendwie nachvollziehbar, vor allem, weil ich ja schon, ich glaub in der Aprilglosse 2009, das erste Mal geschrieben habe, dass der Partsch OB wird, also meine Mutter hat das dann so gesagt  ;-) ...

Dein Pseudonym ist ja inzwischen fast ein Markenzeichen geworden. Wie seid ihr drauf gekommen?

Das mit dem Nivea essen als Kind stimmt wirklich, und dann haben wir uns halt den passenden Vornamen dazu ausgedacht.

Deine wahre Identität willst du aber nach wie vor nicht preisgeben?

Nee, will ich immer noch nicht, irgend wann vielleicht.

Die Oktober-Gosse im FRIZZ ist deine 50. Glosse. Hättest du das geglaubt, wenn dir das jemand vorhergesagt hätte, als im Februar 2008 die erste erschienen ist?

Also echt nicht. 50 Glossen ist irgendwie immer noch unvorstellbar, na ja, letzten Sommer dachte ich sowieso, das war’s, als die beim Vorhang-Auf anfingen zu zicken. Ich weiß immer noch nicht wirklich warum.

Das war ja dann die Chance, dich zu uns zu holen ...

Ja, das war total nett von euch. Ich hatte ja eigentlich auch zwischendrin mal die Idee aufzuhören, aber abservieren lassen wollte ich mich dann auch nicht.

Höhen und Tiefen gibt’s ja immer. Gab’s denn auch richtige Highlights in den jetzt fast fünf Jahren?

Highlights? Weiß nicht, das müssen die Leser entscheiden, würde mein Vater jetzt sagen. Also vielleicht schon, dass ich das mit dem Partsch so früh gebracht hab. Und dann die Wulff- Nummer mit Aschermittwoch dieses Jahr, wo schon keiner mehr geglaubt hat, dass wir den noch los werden.

Und Enttäuschungen?

Enttäuschungen, nee, höchstens mal ein bisschen sauer, als die aus Schiss rumzensiert haben. Oder doch, ja, weil mir der neue Magistrat nicht auf meine Weihnachtsfrage geantwortet hat.

Scheint so, dass dir das so viel gar nicht ausmacht ...

Nee, kein Problem, irgendwie wird man ja auch cooler dabei. Obwohl es mich immer noch total freut, wenn ich mitkriege, dass wer meine Glosse gut findet. Da würd ich dann am liebsten sagen, logo, ist ja auch von mir.

Welche Ideen hast Du für die Zukunft, oder sogar konkrete Ziele?

Ich weiß nicht? 100 Glossen vielleicht? Nee im Ernst, keine Ahnung, halt so lange schreiben, wie’s Spaß macht und die Leute nicht sagen, was labert denn die Alte für’n Müll.

Back to topbutton