© Catahrina Frank
Landwirt Daniel Ruger bei der Arbeit
30 schwarz-weiße Kühe laufen von den Wiesen des Ober-felds in die offene Stallanlage. Es ist 16 Uhr – die Melkzeit beginnt. Jede Kuh gibt täglich 15 bis 20 Liter Milch – ein Teil da-von direkt an die Kälber. Insgesamt sind es also 300-500 Liter, die täglich im Hofladen verkauft oder in der danebenliegen-den Käserei zu Joghurt, Quark oder Käse verarbeitet werden. Landwirt Thomas Goebel erläutert die Besonderheiten der De-meter-Milch, die auf dem Hofgut Oberfeld hergestellt wird.
Die meisten Kühe kommen heute gar nicht mehr auf die Weide“, beginnt unser Gespräch am Fütterungstisch des Kuhstalls. Hier ist das anders. Mit dem Weidegang und der reinen Heufütterung ist das Futter witterungsabhängig. Kälte, Wärme, Regen oder Trockenheit haben Einfluss auf den Aufwuchs und die Inhaltsstoffe. Auf eine intensive Hochleistungsfütterung mit hohen Anteilen Kraftfutter und immer gleichbleibenden Inhaltsstoffen wird hier verzichtet. Damit tritt übrigens die Kuh auch nicht in Nahrungskonkurrenz zum Menschen. Die Hofgut-Kühe haben einen offenen Stall mit einem breiten Laufgang, in dem sie auch die Witterung mitbekommen, wenn sie nicht draußen weiden können.
„Bei uns leben nur Kühe mit Hörnern“
Die hier lebenden Kühe werden gemäß Demeter-Richtlinien nicht enthornt. „Hörner sind ein Merkmal für Wiederkäuer, das zu der Art dazu gehört. Die Kühe haben dadurch auch eine ganz andere Haltung“. Damit Kühe, die Hörner tragen, sich nicht gegenseitig verletzen, benötigen sie doppelt so große Ställe. Die Nachzucht bedeutet für Demeter-Betriebe eine „riesige Herausforderung, da zur Besamung nur Bullen genommen werden dürfen, die auch nicht enthornt sind, zum Teil müssen diese deshalb von anderen Demeter-Betrieben ausgeliehen werden“. Man glaubt es kaum, aber viele der hauptsächlich schwarz-weißen Kühe des Oberfelds sind echte Raritäten: nämlich Altdeutsche schwarzbunte Niederungsrinder. Diese alte Hausrind-Rasse, die sehr fruchtbar und wenig krankheitsanfällig ist, ist vom Aussterben bedroht. Warum? Sie geben weniger Milch, sodass sie für Hochleistungsbetriebe nicht mehr effektiv sind. Auf dem Oberfeld bleiben die Kälber bei der Mutter und werden von ihr gesäugt, erst alleine, später in einer Gruppe. „Das ist eine sehr gesunde Ernährung für das Kalb, aber teurer, da es bei der Mutter mehr trinkt, als wenn ihm ein Eimer mit einem Milchaustauscher hingestellt wird“, erläutert Goebel. Das Oberfeld gehört zu den Pionierbetrieben, die zeigen, dass dies heute noch möglich ist.
„Heumilch hat ein ganz anderes Aroma“
den Hessischen Tierwohl-Preis gewonnen hat, ist schon beim Melken zugange. Der Melkvorgang, bei dem per Hand die Melkbecher angelegt werden, dauert pro Kuh ca. 10 Minuten. Vom Melkstand gelangt die Milch direkt in die benachbarte Käserei und wird dort weiterverarbeitet. Die Heumilch, die hier entsteht, ist hochwertig, enthält mehr Omega3-Fettsäuren und – sie schmeckt einfach viel besser! Geschlachtet werden die Rinder als Kalb (6 Monate) oder als Rind (18-24) Monate oder sie leben als Milchkuh weiter; das Fleisch wird nur hier im Hofladen selbst vermarktet. Wenn es glückliche Kühe in Deutschland überhaupt noch gibt, dann ganz sicher auch in Darmstadt auf dem Hofgut Oberfeld.
Nächste Termine:
6. Mai von 9-13 Uhr: Balkonblumen-, Blumenjungpflanzen- und Blumenstrauß- verkauf aus demeter-Anbau
7. Mai von 11-18 Uhr: Frühlingsfest mit Führungen, Jungpflanzenverkauf, Ponyreiten u.v.m.
12. und 13. Mai: Großer Jungpflanzenverkauf
Milch, Milchprodukte und vieles mehr kann man im Hofladen kaufen: Hofgut Oberfeld Landwirtschaft AG, Erbacher Straße 125, 64287 Darmstadt
Öffnungszeiten: Mo-Fr: 9-19 Uhr, Sa: 9-16 Uhr
Weitere Infos: