© flickr
Mit strahlendem Sonnenschein und perfektem Badewetter verabschiedete sich der August. Während der letzten Ferienwoche zog es viele Familien, aber auch Studierende und sonstige Badebegeisterte an den Woog oder die Seen und Freibäder der Region. Doch der Herbst wirft schon seinen Schatten voraus. Am 11. September öffnen Woog und Arheilger Mühlchen das letzte Mal im Jahr 2016 ihre Pforten, am 12. September beginnt die Hallenbadsaison. Der meteorologische Herbstbeginn ist schon am 1. September, der astronomische allerdings erst am 22. September.
Doch Herbstbeginn bedeutet nicht immer Regen, Matsch und nasse Füße. Im Idealfall folgt auf den Sommer nämlich der Altweibersommer, jene Phase des Herbstes, die durch schönes, trockenes Wetter gekennzeichnet ist. Das stabile Hochdruckgebiet kann von Mitte September bis in den Oktober hinein anhalten, es kann allerdings auch nur wenige Tage andauern.
Eine 78 Jahre alte Darmstädterin klagte 1989 gegen die Bundesrepublik Deutschland, der Begriff „Altweibersommer“ in den Wetterberichten des Deutschen Wetterdienstes sei diskriminierend, frauenfeindlich und verletze sie in ihren Persönlichkeitsrechten. Das Landgericht Darmstadt wies die Klage zurück. Historisch gesehen hat der Sommer der alten Weiber höchstwahrscheinlich wenig mit alten Frauen, noch mit Frauen überhaupt zu tun. Es gibt zwei Theorien zum Ursprung des Begriffs. Beide beinhalten kleine achtbeinige Lebewesen, denen so manche Frau – ob alt oder jung – wohl lieber nicht begegnen würde. Es wird vermutet, dass das Wort „Altweibersommer“ vom Althochdeutschen „weiben“ abgeleitet ist. „Weiben“ bedeutet so viel wie Spinnweben knüpfen. Gerade zum Herbstanfang sind dutzende weißer, mit Tautropfen behängter Spinnfäden auf Wiesen und Sträuchern zu beobachten. Somit wäre der Altweibersommer der späte Sommer voller Spinnweben. Eine andere Theorie besagt, dass diese langen Spinnfäden an das silbergraue Haar alter Frauen erinnere.
Die Zeit des Frühherbstes und Altweibersommers ist auch die Zeit des Federweißen und des roten Rauschers. Der neue Wein ist noch kein fertiger Wein, vielmehr bezeichnet er aus weißen (Federweißer) oder roten (Roter Rauscher) Rebsorten gepressten Traubenmost, dessen alkoholische Gärung erst angefangen hat. Der Federweißer verdankt seinen Namen seinem Aussehen. Durch die bei der Gärung aufgewirbelten Hefeteilchen erscheint das Getränk so, als bestände es aus vielen kleinen weißen Federn. Bei der Gärung wird der Zucker, der auf natürliche Weise im Traubenmost enthalten ist, in Alkohol und Kohlensäure gespalten. Neuer Wein wird aufgrund des hohen Kohlensäuregehalts auch als Bitzler bezeichnet, er wird oft mit einem Alkoholgehalt zwischen vier und zehn Prozent verkauft und ist nur bis Ende November erhältlich. Besonders wichtig: Aufgrund des steten Gärungsprozesses darf Federweißer nicht luftdicht verschlossen werden, sonst bringt es Kanister oder Flasche zum Bersten. Wie jedes alkoholische Getränk, sollte auch Neuer Wein mit Verantwortung genossen werden. Er enthält allerdings auch einige positive Inhaltsstoffe: neben Vitamin B1 und B2 auch lebende, biochemisch aktive Hefezellen, die blutreinigend und verdauungsfördernd wirken. Also dann: Prost!