©Christian Grau
Bilder sagen mehr als 1000 Worte
Text: Thea Nivea, Martina Noltemeier, Lukas Blank oder wer auch immer. Fotos: Klaus Mai, immer, oder, sagen wir, fast immer. Oder immer, wenn möglich. Und möglich macht Klaus auch fast Unmögliches. Seit 2012 prägt er das Gesicht unseres Magazins. Wir sitzen uns gegenüber im Schwarz-Weiss-Café, kein zufälliger Ort, hatte er doch hier seine jüngste Ausstellung. Farbige 2:1 Fotografien mit Motiven aus Darmstadt, meist nachts „geknipst”, wie er sagt, Graffitis auf Häusern, Türen, Treppen, beklebte Wände, Laternen. Stadtgespräche, so der Arbeitstitel. Ich durfte mich mit Gedichten seinen Bildern nähern. Was dabei dank der grafischen Integrationskraft Thorsten Adlers herausgekommen ist, gibt es ganz aktuell als Kalender für 2020 zu erwerben. Schwarz-weiß war seine vorherige Ausstellung im gleichnamigen Cafe, einfühlsame Porträts von Senioren, deren Tiefenschärfe lange Lebensgeschichten prägnant und einfühlsam erzählen. Porträts sind seine Stärke, wen hat er nicht schon alles vor der Linse gehabt: Ministerinnen, Schauspieler, Fußballstars, local Heros oder ganz normale sympathische Menschen. Und die meisten wunderten sich, wie fotogen sie doch sein können. „Hier hinstellen!” Klaus Mai platziert seine „Models” freundlich und bestimmt, ob auf der Mathildenhöhe oder vor dem Kollegiengebäude. „Und jetzt den Kopf etwas drehen, ja, so kommen wir ins Geschäft.” Dann plötzlich ein gespielt resignatives Innehalten: „So kann ich nicht arbeiten, ich will Zähne sehen.” Absetzen der Kamera, Objektivwechsel. Erst, wenn er sagt: „Ja, jetzt bin ich langsam zufrieden”, weiß ich als Redakteur nach gefühlt 1.000 gemeinsamen Aufträgen, dass er höchst zufrieden ist - und die Fotoobjekte begeistert, wenn sie einen ersten Blick aufs Display werfen dürfen. Auch Objekte ohne eigene Rückmeldekompetenz sind bei Klaus Mai gut aufgehoben. Klassische Werbefotografie, Anzeigen, Milieuaufnahmen, Bildbearbeitung, Firmenporträts, Imageaufnahmen von Gebäuden und Räumlichkeiten oder bei Veranstaltungen mit lautlosen Kameras die Stimmung einfangen: Der 55-jährige tanzt leichtfüßig und taktsicher auf vielen Hochzeiten. Auch auf richtigen, und auch hier erwischt er stets den passenden Moment, um in Bruchteilen von Sekunden lebenslange Eheglücksverheißungen zu fixieren. Fototermine mit Klaus Mai vereinbart man am besten wochenlang vorher, selbst wenn sie dann in einer Stunde professionell abgearbeitet sind. Egal zu welcher Tageszeit, Mai macht Termine auch an Sonn- und Feiertagen. Nur zur blauen Stunde, seiner fotografischen Mußezeit, lässt er gerne Freiräume in seinem Kalender. „Darmstadt zur blauen Stunde” ist für mich der beeindruckendste Nachweis seiner Fotografierkunst. Exponate, die auf einen Klick Geschichten erzählen, für die 1.000 Worte nicht genug wären.
Studio: Frankfurter Straße 44, 64293 Darmstadt, Tel.: 0177 / 4207284 Aktuelle Ausstellung: „Darmstadt zur blauen Stunde“, Kunstdrucke auf Alu-Dibond, Galerie Christian Schindler, Heinrichstraße 104, Darmstadt Weitere Infos hier.