Das Bestellen von der heimischen Couch ist möglich, aber beim lokalen Einzelhandel – und die Lieferung erfolgt umweltfreundlich per Lastenrad. Derzeit ist der Lieferservice noch kostenlos. In Zukunft soll er sich selbst tragen. ___STEADY_PAYWALL___ Seit dem Frühsommer flitzen „LieferradDA“-E-Lastenräder durch Darmstadt und bringen Waren aller Art bis vor die Haustür: Blumen, Wein, Bücher, Spielzeug, Klamotten und mehr. Die teilnehmenden Betriebe lebten zuvor fast ausschließlich vom Umsatz über die Ladentheke. Bestellt wird per Telefon, Mail oder direkt im Laden, gezahlt wird aktuell per Rechnung oder im Onlineshop der Geschäfte. Geht die Bestellung bis 12 Uhr mittags ein, kommt die Ware am selben Tag. Das Ganze ist zurzeit kostenlos, denn der Service ist eingebettet in ein Forschungsprojekt. Darin möchte ein Team der Hochschule Darmstadt (h_da) sowie der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS) im Rahmen einer Studie ausloten, unter welchen Rahmenbedingungen sich ein solcher Lieferservice selbst tragen könnte. Bis Ende 2020 stellt das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen hierfür Mittel zur Verfügung. Aus denen werden nicht nur die wissenschaftlichen Hilfskräfte, sondern auch die Gehälter der Kuriere bezahlt. Unterstützt wird das Projekt auch von den Kooperationspartnern der Darmstadt Marketing GmbH, der Digitalstadt Darmstadt und dem Darmstadt Citymarketing. Motivation des Teams der Wirtschafts- und Logistikexperten Prof. Dr. Johanna Bucerius (h_da), Prof. Dr. Axel Wolfermann (h_da) und Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke (FRA-UAS): Die Unterstützung des lokalen Einzelhandels, Schonung der Umwelt, Entlastung des Verkehrssystems und faire Bezahlung der Arbeitskräfte. Keimzelle des Projekts ist das Projekt Systeminnovation für Nachhaltige Entwicklung (s:ne) an der h_da.
„In diesem Rahmen bringen wir Akteure in der Region zusammen“, sagt Wolfermann.
Mit dem Spargelhof Merlau in Arheilgen fanden sie einen ersten Partner, dem in der Corona-Krise die Umsätze einbrachen. Heute gibt es über ein Dutzend teilnehmende Geschäfte, darunter auch große Einzelhändler wie das Modekaufhaus Henschel. Mittlerweile bietet LieferradDA seinen Service im gesamten Stadtgebiet an und verfügt über drei Räder, darunter eines für Lasten bis zu 200 Kilo. Auch hinter den Kulissen tut sich einiges: Ein siebenköpfiges Team, mehrheitlich Studierende, begleitet von den drei Lehrenden, kümmert sich um die Tourenplanung, das Marketing und die Gewinnung neuer Kunden, die Auslieferung selbst und vieles mehr. Der wissenschaftliche Mitarbeiter Simon Steinpilz koordiniert gemeinsam mit Ann-Kathrin Bersch das Gesamtgebilde. Ziel der begleitenden Forschung ist es unter anderem auch, zu erfahren, wie viel potenzielle Kundinnen und Kunden sowie Geschäfte bereit wären, für den Lieferdienst zu bezahlen, und wie viel der laufende Betrieb kostet. Ersteres sollen eine Online-Befragung und Gespräche mit den Beteiligten ausloten, Letzteres wird im Betrieb erprobt. Derzeit will sich das LieferradDA-Team nun erst einmal auf Wachstum konzentrieren und spricht potenzielle neue Kunden wie Zeitungsverlage, Bau- und Supermärkte an. Die Suche nach einem Träger des Projekts läuft zudem auf Hochtouren, schließlich werden die Hochschulen im kommenden Jahr nach Ende der Förderung die Organisation nicht mehr übernehmen können. Interessierte, die sich engagieren möchten – etwa als Kuriere, Betreiberin oder Betreiber - können sich deshalb gerne melden.
Der ausführliche Artikel ist im Online-Magazin der Hochschule Darmstadt „impact – Magazin für angewandte Wissenschaft und Kunst“ zu lesen. ZUR WEBSITE