© Adrian Noltemeier
Heiner Liner
4 jähriges Jubiläum
Wer im Stadtgebiet von A nach B kommen möchte, hat in Darmstadt nicht nur die Wahl zwischen dem ÖPNV und dem klassischen Taxi, sondern kann seit 2021 auch den HeinerLiner als On-Demand-Angebot buchen. Das geht ganz einfach: Per App können Kunden Fahrten bestellen, online bezahlen und an verschiedenen virtuellen Haltestellen innerhalb der Stadt ein- oder aussteigen. „Pro Route können bis zu sieben Personen gemeinsam fahren“, erklärt Kerstin Kutscher, stv. Pressesprecherin der Heag mobilo, das Prinzip. Projektleiter des HeinerLiner, Mike Raiser, fügt hinzu, dass es sich bei den Fahrzeugen um moderne Mercedes eVito Tourer handelt, die lokal emissionsfrei und leise fahren. „Ein Punkt von vielen, der für die Nutzung des Angebots spricht.“ Das sehen die Darmstädter genauso, denn der HeinerLiner kommt sehr gut an: Über 330.000 Fahrgäste haben das Angebot in den vergangenen Jahren bereits genutzt, wie Kerstin Kutscher mitteilt. „Das freut uns und ist einfach super.“ Im April 2021 ist das On-Demand-Shuttle-Angebot der Heag mobilo gestartet. „Begonnen hat alles im Stadtzentrum. Schon drei Monate später war der HeinerLiner im gesamten Stadtgebiet unterwegs“, erzählt Mike Raiser. Das Ganze sei ein Förderprojekt, das von Bund unterstützt und vom Land Hessenbezuschusst werde. Die Idee: „Neben Bus und Straßenbahn eine dritte Säule der Mobilität aufzubauen und damit ein flexibles, innovatives Angebot zu schaffen, das einen Beitrag zum Klimaschutz leistet.“ So sei der HeinerLiner ein Anreiz für viele, das private Auto stehen zu lassen und bestimmte Wege, vor allem in der Freizeit, mit dem alternativen Fortbewegungsmittel zurückzulegen. Ein Nutzer tut genau das, bzw. Tobi R., der mit seiner Familie in der Stadtmitte lebt, hat sich erst gar kein Auto angeschafft. Den HeinerLiner nutzt er als Ergänzung zu Fahrrad und ÖPNV, „zum Beispiel um ins Büro in der Weststadt zukommen, denn da gibt es keine Bushaltestelle.“ Besonders froh über das Shuttle-Angebot ist Tobi R. wenn schlechtes Wetter ist und er das Fahrrad nicht nutzen will. „So kommt man trocken ans Ziel.“ Ein anderer Mitfahrer ist der 89-Jährige Wilfried G. Er fährt täglich mit dem HeinerLiner, um ehrenamtlich andere Senioren zu betreuen. „Die Nutzung ist für mich vor allem eine finanzielle Sache, denn der HeinerLiner ist preiswert.“, sagt er. Auch die Fahrer kennt er mittlerweile schon. Die Buchung läuft bei Wilfried G. allerdings nicht mit der App, sondern telefonisch. „Auch das ist möglich, zum Beispiel für Menschen, die kein Handy haben“, sagt Kerstin Kutscher. Die Touren des HeinerLiners ziehen sich laut Kutscher durch das gesamte Stadtgebiet zwischen Eberstadt im Süden und Wixhausen im Norden. Unter der Woche kann der HeinerLiner von 5 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts gebucht werden, am Wochenende sogar durchgehend. „Angefahren werden auch Stellen, an denen der Nahverkehr nicht hält oder gar nicht erst hinkommt“, berichtet die Pressesprecherin. Dabei sind die Nutzungszwecke sehr unterschiedlich, wie Kerstin Kutscher und Mike Raiser wissen. „Zu unterschiedlichen Zeiten wird er von ganz diversen Personengruppen für verschiedene Bedürfnisse genutzt - das ist nämlich das Gute: Jeder kann das Shuttle in seinen Mobilitätsalltag integrieren, wie es für ihn passt.“ So wird es unter anderem stark für Freizeitverkehr am Wochenende gebucht, auch am Freitag-und Samstagabend sowie unter der Woche abends für Restaurantbesuche oder Ähnliches. „Einer der Orte, der gerne angefahren wird, ist das Weststadtcafé, da es nicht an eine Bus- oder Straßenbahnlinie angebunden ist“, so Kutscher. Für Ausflüge gehen die Fahrten unter anderem zum Bioversum nach Kranichstein oder zum Oberwaldhaus. „Auf diese Weise spart man sich nicht nur die Anfahrt, sondern auch die Parkplatzsuche. “Ein weiterer Vorteil des HeinerLiners ist laut Mike Raiser das sogenannte Ridepooling, das die Nutzung ein und desselben Fahrzeugs von mehreren Personen mit ähnlichen Zielen beschreibt. „Dieser Aspekt ist ein wichtiger Punkt, der das Angebot vom Taxi unterscheidet: Bei uns gibt es keine exklusive Tür-zu-Tür-Bedienung, sondern über 600 virtuelle Haltestellen zwischen denen mehrere Menschen gleichzeitig hin-und hergefahren werden und unterwegs ein- oder aussteigen können.“ Anhand der Zielgruppe unterscheiden sich die Nutzer in drei große Sparten, wie Raiser sagt. „Es gibt die Senioren, für die das Shuttle ein neuer Weg ist, sich in der Stadt fortzubewegen, etwa wenn sie einkaufen oder zum Arztmüssen. Zur zweiten Gruppe gehören Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, für die der HeinerLiner ein echter Gamechanger ist, wie wir immer wieder rückgemeldet bekommen - mit Hilfsmitteln wie Rollatoren und Rollstühlen ist die Nutzung des HeinerLiners nämlich viel einfacher als die von Bus und Bahn. Zu der dritten Gruppe gehören all jene, die das Shuttle für den Freizeitverkehr nutzen – von der Fahrt zum Golden Leaves Festival über die Disco bis zum Staatstheater – oder als Zubringer zum ÖPNV. “Kerstin Kutscher erklärt: „Gerade weil die Zielgruppen so divers sind, haben wir die Fahrzeuge unterschiedlich ausgestattet. So ist in fünf Shuttles die Mitnahme von Rollstühlen möglich, in fünf weiteren kann Gepäck transportiert werden, die restlichen bieten Platz für bis zu sieben Personen.“ Diese Anpassungen hätten sich im Laufe des Projektes ergeben, seien dann weiterentwickelt und an die Bedarfe der Nutzergruppen angepasst worden. Das Fazit von Kutscher und Raiser zu drei Jahren HeinerLiner fällt positiv aus: „Der Service ist in der Stadt angekommen, dafür sprechen nicht zuletzt die steigenden Fahrgastzahlen, die wir seit Beginn haben“, so Kutscher. An einzelnen Rückmeldungen sei immer wieder zu merken, dass sich der HeinerLiner bezahlt mache. „Manche Familien legen sich beispielsweise kein Auto zu, weil sie mit Bikesharing, Carsharing und dem HeinerLiner mobil genug sind. Das finden wir toll.“
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