Keine Ahnung, wer das erfunden haben soll mit den ersten 100 Tagen. Und von wegen Friedenspflicht. Ich hab das mal gegoogelt, und da steht bei fast jedem Managermagazin, dass die ersten 100 Tage entscheidend sind. Daran wird man gemessen. Nicht nur die Kanzlerin und der Papst. Auch der Partsch. Und die neuen Dezernenten. Und von den 100 Tagen sind jetzt so etwa 70 rum, also mehr als der Partsch Prozente hatte. Da kann man auch schon mal was zu schreiben.
Als erstes gehts ja immer ums Geld. Darmstadt ist nicht mehr so ganz zahlungsfähig. Gut, das hat sich am 30.August erledigt, so wie in USA, nur nicht ganz so kontra-pervers. Einfach mal die Kassenkredite erhöhen. Von 300 erst auf 400 und dann auf 450 Millionen. Ist nicht gerade lustig für einen Kämmerer. Und besonders für die CDU nicht. Und wie sich die SPD dazu verhält, ist der blanke Hohn, sagt meine Mutter, ein bisschen mehr Zurückhaltung wäre angesagt, wenn man so glenzend gewirtschaftet hat. Du tust gerade so, sagt mein Vater, als ob die Grünen daran nicht beteiligt waren.
Hauptsache am Ziel festhalten, sagt meine Mutter, ein ausgeglichener Haushalt. Das wird nix, sagt mein Vater, und nicht, weil sie genauso doof sind. Sondern weil es ein strukturelles Problem ist, sag ich, das Konnexitätsprinzip wird ständig verletzt. Holla, sagt mein Vater, deine Politikvorlesungen in Berlin haben doch noch gar nicht angefangen. Nur, sag ich, von der CDU ist noch nie ein richtiger Sparvorschlag gekommen in den letzten Jahren. Werden wir 2016 ja sehen, sagt meine Mutter. Ja, sagt mein Vater, und der zweite Referent für die Baudezernentin ist ein erster großer Konsolidierungsschritt.
Die Grundsteuererhöhung aber schon, sagt meine Mutter, aber dass sich der Kämmerer in der Spalte geirrt hat, war schon ein bisschen peinlich. Ist ja auch eher eine faule Ausrede, sagt mein Vater, fürs Fremdgehn. Dieser üble Machospruch musste ja jetzt kommen, sagt meine Mutter. Na und, sagt mein Vater. Der Spruch, sag ich, ist schon megapeinlich. Nicht so peinlich wie die Sache mit dem neuen Rathaus, sagt mein Vater, ausgerechnet auf der Knell, von wegen Seveso, das hätten die doch wissen müssen. Na ja, vielleicht wars ja wirklich ne spontane Idee, sag ich, obwohl ein neues Rathaus ja grundsätzlich vernünftig ist. Die nächste spontane Idee ist dann der Marienplatz, sagt mein Vater. Nein, sagt meine Mutter, das Rathaus gehört auf den Luisenplatz ins Kollegiengebäude. Hugh, sagt mein Vater, sie hat gesprochen.
Vielleicht sollten wir ja auch mal über Erfolge reden, sag ich. Die Lilien machen Karriere in der 3. Liga, sagt mein Vater, und der Schuldenerlass hat sich werbetechnisch gelohnt. Dafür, sag ich, kriegen andere Sportvereine ne Laufbahnsperre. Das war nur ein Versehen, sagt meine Mutter, das wird ganz schnell geklärt. Ein Wunder, sagt mein Vater, wie die Zurücknahme der Parkhausgebührenerhöhung, ein Anruf vom Meister genügt. Würden Sie das eventuell zurücknehmen, sag ich und kicher. Partsch ist nicht Loriot, sagt meine Mutter, und der ist leider tot. Na gut, sag ich, dann ist die Sache für mich erledigt. Komm, sagt mein Vater, das war doch wirklich ne gute Aktion. Eigentlich haben Sie ja recht, sag ich.
Die neuen Wege sind fertig und alle sind zufrieden, sag ich. Was soll das denn jetzt, fragt meine Mutter. Ich denke es geht um Erfolge, sag ich. Na ja, sagt mein Vater, der geht ja wohl noch auf die Kappe der alten Regierung. Egal, sag ich, man muss jeden Erfolg mitnehmen, jetzt wo Darmstadt im Capital-Ranking gerade abschmiert. Die Capital-Studie ist fehlerhaft, sagt meine Mutter. Sagt der Herr OB, sagt mein Vater. Na dann soll er doch da einfach mal in der Redaktion anrufen, sag ich, oder noch besser bei dem Würth: Hallo, Sie können doch den Darmstädtern nicht einfach die Holbein-Madonna wegnehmen. Und wenn der dann auch sagt, eigentlich haben sie recht, sagt mein Vater, dann wäre das ne wirklich sensationelle 100-Tage Bilanz. Na ja, sagt mein Mutter, 30 Tage bleiben ja noch.