Ich blick nicht durch beim Fußball. Aber ich bin jetzt Lilienfan. Und auf den Luca Toni bin ich sauer. Weil ich nicht an ihn rangekommen bin, beim Bayernspiel. Aber mit so einer anderen Tussi hat er sich fotografieren lassen. Und außerdem steht jetzt meine Mutter auf den.
Ich soll mir lieber einen von den Lilien suchen, sagt mein Vater. Da ist der Altersunterschied nicht so krass. Zum Beispiel den Pellowski, der hat gerade Abi gemacht, sagt er, und das steht bei dir ja wohl in den Sternen.
Die Leier wieder, denk ich, bloß weil ich eine Versetzungsmahnung gekriegt habe. Obwohl, der Pascal Pellowski. Der hat die ganze Halbzeit auf meiner Seite gespielt. Und nicht bloß auf der Bank gesessen und rumgesimst.
Mein Vater war die letzte Zeit total mies drauf. Hat nur rumgeschimpft. Besonders auf die Kommunalpolitik. Neue Wege nach Arheilgen, dass ich nicht lache, hat er gesagt, neue Wege der Geldvernichtung. 12 Millionen Mehrkosten, 10% davon und die Lilien wären gerettet. Ich halt mich da lieber raus. Mathe ist nicht mein Ding, und bei Prozentrechnen blick ich überhaupt nicht durch. Wenn ich mich so verkalkulieren würde, sagt mein Vater, wär ich meinen Job los. Mein Vater kalkuliert alles knallhart. Deshalb hat er sich im Januar wieder einen Diesel gekauft. Und jetzt flucht er. Meinen Weg zur Arbeit, da übernimmt keiner die Mehrkosten, sagt er.
Mein Vater muss jeden Tag nach Walldorf. Zu SAP. Er redet nicht gern davon. SAP heißt bei ihm: Scheiß aufs Privatleben. Aber das ist nicht der Grund. Weil sein Chef sein ganzes Geld in diesen Dorfverein steckt, sagt er. Und jetzt sind die auch noch in der Bundesliga. Da gehören Traditionsvereine hin, wie die Lilien.
Seit letzter Woche ist er total happy. Weil die Software-AG jetzt die Lilien sponsert. Er träumt von einem neuen Stadion und der Champions League. Wenn man von der Kreisklasse in die Bundesliga kommen kann, behauptet er, dann ist das als Regionalligist ein realistisches Ziel. Na ja, ich weiß nicht.
Ich wär lieber bei der Software-AG, sagt er, und ich sag, geh doch hin und nimm deinen Lilienschal mit, jetzt, wo die Lilienfans sind. Lass gut sein, Tochter, sagt er, kümmer dich lieber um deine Schule und nicht so viel um Fußball. Und außerdem, sagt er, machen die das nicht, weil sie Fans sind, sondern wegen der Synergieeffekte in der Region.
Ich blick nicht durch, was er damit meint, und auch nicht, als er es mir erklärt. Wenn man das Angenehme mit dem Nützlichen verbindet, ruft meine Mutter aus dem Hintergrund, und da hat es bei mir geklingelt. Ich ruf den Pascal Pellowski an und frag ihn, ob er mir Nachhilfe gibt. Der hat ja Abi und Zeit hat er auch, jetzt, wo die Saison rum ist.
Und ich bin schon ganz kribbelig wegen der Synergieeffekte.