©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Hi, ich bin Thea Nivea. Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de
Der Termin der Amtsübergabe, sag ich, ist superschlau festgelegt. Wie meinst du das, fragt meine Mutter. Kurz danach, sag ich, ist Heinerfest und da kann der neue OB gleich mal beweisen, dass er über die wichtigste Kompetenz verfügt, die man als OB braucht. Bieranstich hatte der Partsch drauf, sagt mein Vater. Kein Wunder, sagt meine Mutter, der stammt aus einem unterfränkischen Gasthaus. Stimmt, sag ich, dafür konnte er nicht so gut ‚Heiner steck der a ao o' sagen. Das jedenfalls, sagt mein Vater, kann der neue OB ganz sicher besser und er macht hoffentlich ein paar Sachen anders. Einen Stillstand darf es nicht geben, sagt meine Mutter. Ist das, sag ich, euer neues grünes Mantra? Für wie blöd haltet ihr eigentlich den Hanno, fragt mein Vater. Der ist soo schlau, sag ich, dass er einen CDU-ler zu seinem Büroleiter macht. Woher weißt du das schon wieder, fragt meine Mutter. Weiß ich halt, sag ich. Der Herr scheidende OB hat schon recht, sagt mein Vater, ein OB ist nur so stark wie sein Magistrat. Genau, sag ich, deshalb wird der neue OB auch die Aufgaben etwas gleichmäßiger verteilen. Belastungssteuerung nennt man das, sagt mein Vater. Beim Kämmerer wird er wohl nichts ändern, sagt meine Mutter. Der hat ja gerade seine 3. Amtszeit begonnen, sagt mein Vater, der Schellenberg läuft als Einziger noch parallel mit dem OB. Also bis Juni 2029, sag ich. Genau, sagt mein Vater, damals im Juni 2011 war der Machtwechsel komplett synchron, weil die OB- und die Kommunalwahl zeitgleich stattfanden. Das kommt halt nur alle 30 Jahre vor, sag ich. Das nächste Mal 2041, sagt mein Vater. Da seid ihr euch sicher, fragt meine Mutter. Ja, Mama, sag ich, weil 5 und 6 teilerfremd sind und 5 x 6 = 30. Oberschlau im Quadrat, sagt meine Mutter. Man muss halt wissen, sag ich, dass OB-Wahlen alle sechs und Kommunalwahlen alle fünf Jahre sind. Wären die Kommunalwahlen noch wie früher alle vier Jahre, sagt mein Vater, dann hätten wir alle zwölf Jahre parallele Wahlen. Wie viel früher war das, frag ich. 1997 wurde letztmalig für vier Jahre gewählt, sagt mein Vater, seit 2001 sind wir im Fünfjahresrhythmus. Wenn Hanno Benz 18 Jahre im Amt bleibt, sag ich, dann würde seine Nachfolgerin wieder gleichzeitig mit der Stavo gewählt werden. Dann wäre Kerstin Lau fast 70, sagt meine Mutter. Na und, sag ich, Joe Biden ist über 80. Als OB 18 Jahre im Amt, sagt mein Vater, das gab es in Darmstadt noch nie. Doch, sag ich, Wilhelm Glässing und Ludwig Engel, beide 20 Jahre. Ich staune, sagt meine Mutter. Kann man, sag ich, im Darmstädter Stadtlexikon nachlesen. Aktuell motiviert, sagt mein Vater, durch die Auszeichnung der beiden wichtigsten Autoren zu bekennenden Heinern. Stimmt, sag ich, das war für mich der Grund, mal online drin rumzustöbern. Und, fragt meine Mutter, gibts noch weitere Erkenntnisse? Ja, sag ich, das Stadtlexikon gibts nur zwei Jahre länger als meine Glosse. Was steht über Jochen Partsch drin, fragt meine Mutter. Nix, sag ich, der hat keinen eigenen Beitrag, die letzten drei OBs vor ihm aber auch nicht. Vielleicht kommt man da erst rein, sagt mein Vater, wenn man tot ist. Günther Metzger ist tot, sag ich, der letzte OB mit eigenem Beitrag ist Heinz Winfried Sabais. Die Suchfunktion, sagt meine Mutter, findet drei Artikel, in denen Partsch vorkommt. Fünf mit Walter Hoffmann, sagt mein Vater, und zwölf mit Peter Benz. Ich staune, sag ich, ihr seid so fix wie Digital Natives. Nahariya ist auch nicht drin, sagt meine Mutter. Nr. 17 ist doch gerade erst Partnerstadt geworden, sag ich, übrigens, Nr. 4 und Nr. 16 haben Weltkulturerbestatus, Darmstadt selbst nicht. Wissenschaftsstadt, sagt mein Vater, kommt in 55 Beiträgen vor. Digitalstadt in null, sag ich. Echt, sagt meine Mutter, ihr seid das Schlauste, was es in Darmstadt gibt. Das wird sich ändern, sag ich, das Schlauste, was es in Darmstadt gibt, wird bald das Wasser sein. Weil, sagt mein Vater, es bald das Darmstädter Smart Water Tool Kit für adaptierbare, skalierbare Strukturen und Lösungen für andere Städte gibt. Echt, sagt meine Mutter, euch kann wirklich keiner das Wasser reichen.