©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Hi, ich bin Thea Nivea. Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de
Ich weiß, Mama, sag ich, Johanna von Koczian, du musst das jetzt nicht singen, ich hab Kopfweh. Das bisschen Haushalt, das macht mein Mann, singt jetzt mein Vater mit rauer Stimme. Sagt mein Mann, trällert meine Mutter weiter. Ja, sagt mein Vater, mein Mann, unser Oberbürgermeister, hat das hingekriegt. Hör auf mit deinem Hanno Benz, sagt meine Mutter, das war eine Gemeinschaftsleistung. Grün, Rot, Schwarz und Lila, sag ich, was gibt das eigentlich für ne Farbe, wenn man das zusammenrührt? Das will ich gar nicht wissen, sagt mein Vater, aber probiers halt mal aus. Käme ja auch auf das Mischungsverhältnis an, sag ich. Grün und Rot gibt schon mal Braun, sagt mein Vater, Lila ist Rot und Blau und Schwarz macht alles dunkler. Also so ne Art Graudunkelbraun, sag ich, aber mit einem kleinen Tick Grünrot, aber mehr dunkel. Jedenfalls kein frisches Mausgrau, sagt mein Vater. Ihr habt zu viel Loriot geguckt, sagt meine Mutter. Was soll man zwischen den Jahren sonst machen, sagt mein Vater. Sissi gucken, sag ich, ist jedenfalls keine Alternative. Jahresrückblicke vielleicht, sagt mein Vater. Möglicherweise besser als Jahresvorblicke, sag ich, letztes Jahr hat man ja auch gedacht, es könnte nicht schlimmer kommen. Wirds besser, wirds schlimmer, fragt man alljährlich, zitiert mein Vater. Ist gut Papa, sag ich, wir lieben Kästner auch. Es gibt nichts Gutes, sagt mein Vater, außer man tut es, und Hanno hats getan. Wie viel Restalkohol hast du noch, fragt meine Mutter. Jetzt mal im Ernst, sag ich, hättet ihr das denen zugetraut bei der Haushaltslage? Denen eher als der Ampel im Bund, sagt mein Vater. Logisch, sag ich, bei uns hier ist ja die FDP nicht dabei, da kann man schon mal die Steuern um 28 Mio. hochziehen. Immerhin, sagt meine Mutter, soll die gleiche Summe auch gespart werden. Und 23 Mio. Rücklagen werden ins Haushaltsloch gestopft, sag ich. Wir müssen eben, sagt meine Mutter, alle den Gürtel etwas enger schnallen und auch mal verzichten. Wie der arme Habeck auf seinen Klimafond, sag ich. Dabei ist Klimaschutz ein wichtiges Thema, sagt meine Mutter. Und morgen, sag ich, ein noch wichtigeres und übermorgen noch, noch wichtiger. Heißt also, sagt mein Vater, so unwichtig wie heute wirds nie mehr. Ich verstehe, sag ich, deshalb kommt Klimaschutz in keinem Ministerium der neuen Landesregierung mehr vor. Genau, sagt meine Mutter, Landwirtschaft vor Umweltschutz und Jagd und Wein statt Klimaschutz. Das kommt halt raus, sagt mein Vater, wenn zu viele CDU wählen. Vielleicht, sag ich, wollen die sich das Klima mit Wein schön saufen. Geh mal Wein holen, singt mein Vater, das Wetter ist so hässlich, noch nen Wein, und es wird wieder schön. Nicht so mein Bier, sag ich, dieser Hit. Und nicht so mein Fall, sagt meine Mutter, ist der Koalitionsvertrag der sogenannten Hessenkoalition. Die mussten das so nennen, sag ich. Wieso, fragt meine Mutter. Weil, sag ich, eigentlich hatten sie ne Deutschlandkoalition ausgeschnapst, aber dann brauchte es die FDP nicht mehr. Trotzdem wollen sie gefühlt 1.000 Mal was prüfen, sagt mein Vater, und prüfen heißt ja eigentlich, wir können uns nicht einigen. Aber, sag ich, fürs Klientel muss dazu was drinstehen, also prüfen wirs halt. Ernüchternd einleuchtend, sagt meine Mutter, aber wieso sollte das Deutschlandkoalition heißen, wir sind doch in Hessen? Schwarz, Rot, Goldgelb, sagt mein Vater, halt auf jeden Fall ohne Grün. Verstehe, sagt meine Mutter, bin gespannt, ob das Spaß macht, als Juniorpartner in einer Regierung mit so einem Programm. Mehr als als Juniorpartner, sagt mein Vater, in so einer Opposition. Papa, sag ich, jetzt wirds gerade ziemlich dreckig. Apropos dreckig, sagt meine Mutter, auf gehts, das Chaos in der Küche ruft. Das bisschen Haushalt macht meine Frau, singt mein Vater. Sagt meine Tochter, sing ich weiter. Ihr spinnt wohl, sagt meine Mutter. Okay, okay, sagt mein Vater, dann machen wirs eben gemeinsam. Warum, sag ich, sollten wir schlechter sein als ne Ampel. Das, sagt meine Mutter, macht richtig Hoffnung fürs neue Jahr.