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© Kirsten Willenbücher
Theater Mobile
Nach den vergangenen, überaus erfolgreichen Mobile-Eigenproduktionen sollte es dem erfahrenen Regisseur Danilo Fiorito mit „Gretna Green“ diesmal erneut gelingen, Zwingenberger Lokalkolorit auf die Bühne des Kleinkunstkellers zu zaubern.
Während in Berlin Studenten auf die Straße gehen und im Rest der Welt der Sommer der Liebe beginnt, scheint in einem kleinen Dorf an der Bergstraße die Welt noch in Ordnung. Die Kriegsgeneration genießt den neu gewonnenen Wohlstand, aber unter dem Deckel der Wohlanständigkeit beginnt es zu rumoren. Die Kinder wollen sich nicht mehr vorschreiben lassen, wen sie lieben dürfen und wann, und so machen sich zwei junge Paare auf nach Gretna Green.
Das Theater Mobile hebt das Jahr 1968 auf den Spielplan ihres Kleinkunstkellers und eröffnet den Theaterherbst mit einem Stück, in dem die Sonne für Verliebte nie unterzugehen scheint. Der Sehnsuchtsort in Schottland, in dem Jugendliche ohne Einwilligung der Eltern heiraten dürfen, könnte nach diversen Corona-Einschränkungen synonym auch für die heutige, neu gewonnene Freiheit stehen, würde auf dem Weg zum Glück nicht dem Auto an der Theaterrampe die Luft ausgehen.
Zusammen mit anderen Freaks befinden sich die beiden Ausreißer kurz darauf in einem vollgestopften VW-Bus auf einem sinisteren Ausflug in die englische Hippie-Kommune. Doch anstatt direkt die Hochzeitskirche anzusteuern, erlaubt sich das Stück Road to Gretna Green - der Sommer meines Lebens“ erst einmal popkulturelle Überholmanöver um die geplatzten Träume der Woodstock-Generation und ist stilvoll bemüht, Polit-Satire und Roadmovie unter einen Hut zu bringen.
Danilo Fiorito, der nicht nur die Bühnenvorlage schrieb, sondern im Südhessischen erneut Regie führt, weiß natürlich um die Legende des Pilgerstädtchens, wo einst der Dorfschmied den Standesbeamten gab und sich Joschka Fischer erstmals traute. Nach den Eindrücken der vergangenen, sehr erfolgreichen Eigenproduktionen sollte es dem erfahrenen Theatermann erneut gelingen, „Zwingenberger Lokalkolorit“ auf die Kleinkunstkeller-Bühne zu erwecken, wie sich Leo Ohrem vom Mobile augenzwinkernd erhofft.
Auch diesmal will man mit überdurchschnittlich großem Ensemble agieren. Die ältesten Akteure sind Mitte siebzig, die jüngsten fünfzehn Jahre alt. Ein vollgestopfter VW-Bulli, spießige Eltern und eine Biker-Gang außer Rand und Band - die Zutaten für den großen Generationenkonflikt sind in diesem Theater jedenfalls so stimmig austariert, dass am Ende Alt und Jung - trotz unterschiedlicher ideologischer Färbungen - zueinander finden sollten.
„Road to Gretna Green - der Sommer meines Lebens“ hat am 30. September (Sa.) um 20 Uhr im Theater Mobile in Zwingenberg Premiere. Danach ist die Inszenierung noch am 6., 7., 13., 20., 21., 27. und 28. Oktober zu sehen. Weitere Aufführungen sind in Planung.
Infos zu den Aktivitäten und zum Gesamtprogramm des Theaters Mobile findet man auf der Homepage des bekannten Kleinkunstkellers. Karten sind unter anderem im FRIZZ Ticket Shop Darmstadt, Rheinstraße 3 (Tel. 06151 - 91 58 88) erhältlich.