Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen wählte am 17.04.23 den neuen Vorstand. Hildegard Förster-Heldmann und Heiko Depner bilden das Duo von Vorstandssprecherin und -sprecher. Für FRIZZ eine Gelegenheit, um mit beiden ins Gespräch zu gehen. FRIZZ: Guten Tag, Hilde und Heiko. Bündnis 90/Die Grünen Darmstadt sind die stärkste Fraktion in Darmstadt, stellen allerdings nicht mehr den Oberbürgermeister. Steht ihr euch in der Politik nun gegenseitig im Weg? Hildegard Förster-Heldmann: Wir verstehen uns als treibende Kraft für ein modernes und zukunftsorientiertes Darmstadt. Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit haben dabei eine herausragende Rolle. Unser Schwerpunkt liegt darauf, Politik für alle Bürgerinnen und Bürger zu machen und konkrete Lösungen anzubieten. In der Koalition mit CDU und Volt bringen wir unsere Projekte zu diesen Themen auf den Weg. Heiko Depner: Natürlich ist die politische Konstellation herausfordernd. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass sich alle politischen Akteure ihrer Verantwortung bewusst sind. Es darf nicht die Zeit der großen Egos sein, sondern es muss die Zeit der klugen Entscheidungen zum Wohle der Menschen sein. In Berlin sehen wir was passiert, wenn Streit alles andere dominiert. Zum Schluss darf es nicht darum gehen, Punkte für die Partei machen zu wollen, sondern im Sinne aller Politik zu gestalten. FRIZZ: Heiko, in deiner Bewerbung für das Sprecheramt betontest du die Bedeutung von Kommunikation. Wie planst du, dies umzusetzen? Heiko Depner: Ich denke, dass wir mehr miteinander ins Gespräch kommen müssen. Ich möchte dafür sorgen, dass wir alle Darmstädterinnen und Darmstädter erreichen, indem wir Formate des Austauschs ins Leben rufen. Wir müssen uns dort zeigen, wo politische Entscheidungen ihre Auswirkungen haben. Auch bin ich der Überzeugung, dass Stadtteilgruppen wichtig sind, um direkt in den Nachbarschaften vor Ort ansprechbar zu sein. FRIZZ: Hilde, du bist direkt gewählte Landtagsabgeordnete und schon lange in der Politik aktiv. Was erwartest du von Heiko in der Zusammenarbeit mit dir? Hildegard Förster-Heldmann: Ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit. Wir haben auch bereits das eine oder andere zusammen gestemmt. Es ist wie auch sonst im Leben: Wir müssen nicht immer einer Meinung sein, aber wir sollten uns immer menschlich und respektvoll begegnen. Heiko ist für uns ein riesiger Gewinn, denn obwohl er schon lange Mitglied bei uns ist, kennt er Darmstadt vor allem außerhalb der Grünen Partei. Seit über 10 Jahren ist er mit seiner Kommunikationsagentur als Inhaber und Geschäftsführer unterwegs und hat dadurch viele Branchen und deren Bedürfnisse kennengelernt. In der Politik brauchen wir Leute wie ihn aus der Praxis. FRIZZ: Heiko, was erwartest du umgekehrt von Hildegard? Heiko Depner: Dass sie ihre Erfahrung mit mir teilt und trotzdem auch offen dafür ist, dass wir Dinge in Frage stellen und anders machen. Hilde kennt sich hervorragend aus. Sie kennt die Strukturen und hat die Grünen in Darmstadt wesentlich geprägt. Auch in den Politikfeldern ergänzen wir uns hervorragend, da sie vor allem in den Bereichen Wohnen und Kultur unterwegs ist. FRIZZ: Hilde, wie bringt ihr eure Politik in die Umsetzung und woher wisst ihr, was der richtige Weg für Darmstadt ist? Hildegard Förster-Heldmann: Gute Politik geht nur gemeinsam. Da ist es unsere Aufgabe, dass wir alle an einen Tisch holen und viele Gespräche mit Unternehmen, Vereinen, Verbänden und Interessensvertretungen führen. Unsere Politik ist darauf ausgerichtet, Brücken zu bauen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die Wohlstand mit Nachhaltigkeit und sozialem Zusammenhalt vereinen. Dabei spielt Kultur in ihrer Vielfalt für mich eine tragende Rolle. FRIZZ: Heiko, aber der Gegenwind wird rauer. Wie gehst du mit dieser Entwicklung um? Heiko Depner: Darmstadt ist eine starke Stadt. Wir haben gesehen, dass rund 17.000 Menschen für Vielfalt und gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen sind. Unsere Partei hat ein klares Profil, dem wir treu bleiben: Alle Menschen haben die gleichen Rechte und Chancen in ihrem Leben. Wir stärken die Wirtschaft, da sie Arbeitsplätze und unseren Wohlstand sichert und nehmen den Klimawandel ernst. Wir dürfen uns nicht von Populismus treiben lassen, der darauf abzielt zu spalten und Ängste zu schüren. Stattdessen setzen wir auf Mut und Offenheit. Gleichzeitig ist es wichtig, unsere politischen Konzepte immer wieder kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls auch anzupassen. Hildegard Förster-Heldmann: Und die Vermittlung von politischen Überzeugungen ist gerade durch Social Media nicht leichter, sondern oft schwieriger geworden… Heiko Depner: …ganz oft wird Meinung in schwarz oder weiß geteilt. Bist du dafür oder dagegen? Bist du Freund oder Feind? Ich glaube, dass uns das weder als Gesellschaft hilft noch, dass es uns weiterbringt. Nehmen wir Radwege: Natürlich ist es eine Herkulesaufgabe in einer gewachsenen Stadt mit Häusern, die links und rechts das Ende des öffentlichen Raums markieren, weitere Fahrbahnen zu schaffen. Unser gemeinsames Ziel sollte es doch sein, dass alle sicher und schnell durch Darmstadt kommen und wir Emissionen reduzieren. Ich zumindest bin Auto- und Radfahrer - würde gerne Gräben schließen und von der Spaltung in Gut und Böse wegkommen. FRIZZ: Hilde, was sind eure Maßnahmen, um dem Klimawandel zu begegnen. Was muss die Stadt tun? Hildegard Förster-Heldmann: Nachhaltigkeit darf kein Luxusgut für wenige sein. Mit unserem Förderprogramm Photovoltaik werden unter anderem Privatpersonen und Wohnungseigentümergemeinschaften mit bis zu 6.000,-€ unterstützt, wenn sie eine neue Anlage in Betrieb nehmen. Die Mieterinnen und Mieter profitieren vom erzeugten Strom durch die günstigen Mieterstrommodelle und senken somit die Höhe ihrer Stromrechnung. Und natürlich arbeiten wir hart daran, dass wir den Bus-, Bahn- und Radverkehr stärken, die Ladeinfrastruktur für E-Autos ausbauen und die städtischen Gebäude nach und nach sanieren. Unsere Politik ist darauf ausgerichtet, alle Darmstädterinnen und Darmstädter mitzunehmen und niemanden zurückzulassen. FRIZZ: Zum Abschluss, was ist eure Vorstellung für Darmstadt in den kommenden Jahren? Hildegard Förster-Heldmann: Unsere Vorstellung ist es, Darmstadt als eine grüne, lebenswerte und zukunftsfähige Stadt zu gestalten, in der ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Innovation Hand in Hand gehen. Wir wollen, dass Darmstadt ein Vorbild für eine gelungene Transformation zu einer klimaneutralen und inklusiven Gesellschaft wird. Heiko Depner: Und dazu gehört, dass wir eine offene, lebendige und demokratische Stadtgesellschaft fördern, in der sich die Einzelnen einbringen und entfalten können. Durch Dialog, Transparenz und mutige Entscheidungen möchten wir Darmstadt gemeinsam mit allen Bürgerinnen und Bürgern in eine nachhaltige Zukunft führen. FRIZZ: Danke euch, Hilde und Heiko, für dieses aufschlussreiche Gespräch.
Dialog, Transparenz und mutige Entscheidungen
Hildegard Förster-Heldmann und Heiko Depner von Bündnis 90/Die Grünen Darmstadt im Gespräch