„Die große Lust nach spannenden Gegenständen“
4 Fragen an den neuen Schauspieldirektor Oliver Brunner zur Spielzeit 2016/17 am Staatstheater Darmstadt
©Robert Schittko
Durch die kommende Spielzeit verläuft der rote Faden „Heimweh nach Zukunft“. Wie kamen Sie auf die Auswahl der Stücke für das Schauspiel?
Mein Spielplan folgt der großen Lust nach spannenden Gegenständen, interessanten Figuren, ihren Konflikten und Geschichten, die uns packen sollen. Dabei ist für mich auch eine intelligente und sinnliche Unterhaltung wichtig. „Heimweh nach Zukunft“ bedeutet die Suche nach einem Verständnis für die Welt, nach Wahrheit sowie nach Möglichkeiten, sich offen zu halten für eine kreative Auseinandersetzung und Diskussion, aber auch nach einem utopischen Denken. Elfriede Jelineks neuestes Stück „Wut“ (ab 23.09.) macht den Anfang und gibt Themen und Fragestellungen vor, denen wir im Verlauf der Spielzeit immer wieder begegnen können. Wut - als zerstörerische, aber auch kreative Kraft, die gegen Terror und Angst und gleichzeitig gegen die eigene Ohnmacht wirken kann. Die „Wildente“ von Henrik Ibsen (ab 30.09.) zeigt das Doppelgesicht der Wahrheitssuche und geht gesellschaftlichen Lebenslügen auf den Grund. Und dann „Faust 1“ (ab 8.10.) als ein hellsichtiger Befund einer ganzen Zivilisation, welche an dem Ast sägt, auf dem sie sitzt.
Was sind hiervon die Höhepunkte im Schauspiel?
Neben den drei spannenden Eröffnungspremieren mit den Regisseuren Marcus Lobbes, Christoph Mehler und Bettina Bruinier freue ich mich auf die Uraufführung der Neuübersetzung der „Orestie“ von Kurt Steinmann in der Inszenierung von Gustav Rueb (ab 04.02.2017). Das wird ein Abend über den Urgrund unserer Demokratie. Eine weitere Uraufführung ist die Dramatisierung von Jack Londons Klassiker „Ruf der Wildnis“ von Christian Weise - eine abenteuerliche Parabel auf den Kapitalismus (ab 29.04.2017). 2017 wird auch die Kooperation mit der Hessischen Spielgemeinschaft weitergeführt - mit der großartigen Posse „Pension Schöller“ (ab 09.06.2017). Frei nach dem Motto: Hessisch ist Heimat und hat Zukunft!
Welche Stücke eignen sich besonders für ein jüngeres Publikum?
Das Familienstück „Peter Pan“ zur Weihnachtszeit (ab 20.11.), die partizipatorische Stückentwicklung „ALICE!“ frei nach dem Kinderbuchklassiker von Lewis Caroll als ein Abend mit Spiel, Rap und Choreographien (ab 26.01.2017). Das „Auerhaus“ - die Geschichte einer skurilen Wohngemeinschaft, die in den 80er Jahren spielt (ab 27.04.2017).
Die Romanadaption „Auerhaus“ wird als „Tschick“-Nachfolger gehandelt. Wie wird der Kontakt zum Publikum hergestellt?
Es wird im Schauspiel verstärkt wieder Einführungen und Nachgespräche geben, Theaterstammtische und die Möglichkeit, sich mit den KünstlerInnen bei einem zwanglosen Bier in der Bar der Kammerspiele zu treffen. Die neuen Öffnungszeiten der Bar sollen diese Begegnungen fördern.
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