„Ich habe immer Träume“, erklärt Ute Ritschel, Kuratorin von 14 internationalen Waldkunstpfaden und des diesjährigen Performance Festivals, mit dem sie sich nun einen dieser Träume erfüllt. 20 Jahre Straßenkunst der besonderen Art liegen hinter dem Darmstädter KunstTREFFpunkt, der das Performance Festival noch bis zum 17. September ausrichtet. Direkte Interaktion mit den Künstler:innen und Einbeziehung des Publikums stehen bei dieser Kunstform im öffentlichen Raum im Mittelpunkt und bieten so ein außergewöhnliches Kunsterlebnis an verschiedenen Orten in Darmstadt. Die Kooperation des Vereins für Internationale Waldkunst e.V. und des Zentrums für Kunst und Natur e.V. hat seit 2002 16 Aktionen internationaler Künstler:innen organisiert und 16 Performances und Interaktionen sind es nun auch dieses Jahr. 21 Künstler:innen aus neun Ländern hat Ute Ritschel dafür nach Darmstadt eingeladen und erzählt mit Begeisterung von einigen Projekten beim Pressetermin. Da sind zum Beispiel Laurie Beth Clark und Michael Peterson aus Wisconsin. Das US-Künstlerduo, besser bekannt als Spatula&Barcode, bietet Besucher:innen eine interaktive Eat-Performance gemeinsam mit der Philippinin Jazmin Llana. Das Thema lautet „Darmstadt Epilogue: Foodways and Migration“ und beleuchtet, wie Essgewohnheiten durch Ortswechsel zurückgelassen oder durch die ganze Welt getragen werden. Vor dem temporären KunstTREFFpunkt Laden am Marktplatz 6 haben die drei zum Zeitpunkt des Pressetermins einen Stand aufgebaut mit Häppchen aus verschiedenen Ländern. An einer Pinnwand haben schon einige Passant:innen auf bereitgestellten Fragezetteln ihre Gedanken zu Essgewohnheiten notiert, sei es das deutsche Brot, das im Ausland vermisst wird, oder die Faszination für neue Lebensmittel in anderen Ländern. Auch Sebastian Weissgerber bietet eine Verköstigung an, jedoch eine der eher ungewohnten Art. Bei seiner „Wasserquellenverköstigung“ thematisiert er die Wasserversorgung in Darmstadt, denn dass Wasser aus der Leitung kommt, ist in Darmstadt erst seit 1880 selbstverständlich. Der Künstler kehrt mit seinem Projekt nun wortwörtlich zur Quelle zurück und erkundet verschiedene Quellwasser. So kann bei seiner Wasserverkostung im September zum Beispiel artesisches Wasser probiert werden, das von der Grube Messel stammt. Um Wasser geht es auch beim Projekt von Mohamed Hesham und Alena Kiarnia. Die zwei Studierenden der Hochschule Darmstadt richten im Rahmen ihrer Masterarbeit des Studiengangs International Media Cultural Work eine digitale Modenschau aus. Der Catwalk zum Thema Wasser soll zum einen auf die Schönheit des Wassers, andererseits aber auch auf „virtuelles Wasser“ aufmerksam machen – die Menge Wasser, die tatsächlich, aber meist ungesehen für die Herstellung eines Produkts, in diesem Fall Fashion, anfällt. Mohamed und Alena kennen Ute Ritschel schon etwas länger. Beim letzten internationalen Waldkunstpfad haben sie ihr assistiert. „Die Arbeit mit Ute hat uns zu einem umweltfreundlichen Bewusstsein inspiriert“, erzählen sie, nun sind sie selbst als Künstler:innen beim Performance Festival dabei. Am 31. August um 20 Uhr findet ihr Catwalk mit digitaler Mode auf dem Friedensplatz statt. Den Abschluss des Festivals wird die Podiumsdiskussion in der Schader Stiftung Darmstadt zum Thema „Citizen Art meets Citizen Science“ am 19. September bilden. Alexander Gemeinhardt, Geschäftsführender Vorstand und Direktor der Stiftung, erklärt beim Pressetermin, dass Performance Art zum Teil ganz ähnlich arbeite wie die Wissenschaft. Beide würden beobachten, was passiert, wenn Menschen in diesem Austausch zwischen Künstler:innen und Publikum arbeiten. Dass der KunstTREFFpunkt Themen wie Natur und Nachhaltigkeit mitten in der Innenstadt behandelt, gefällt ihm gut. „Es ist klasse, wenn wir den Wald so immer mal wieder in die Stadt holen.“ Das Festivalzentrum bildet das Internationale Waldkunstzentrum mit der Ausstellung „20 Jahre KunstTREFFpunkt“, aber auch im Pop-up-Store am Marktplatz werden Poster der verschiedenen Performances zu sehen sein. In kurzer Zeit hat Ute Ritschel somit ein vielfältiges Festival auf die Beine gestellt, das eine besondere Erfahrung für Künstler:innen und Besucher:innen bietet und die Bedeutung, die Kunst für Ritschel hat, sehr gut verkörpert. Denn die Performances mögen im Einzelnen vielleicht flüchtig sein, doch am Ende des Tages sollen sie eine Veränderung in den Menschen bewirken. www.kunsttreffpunkt.info

©Mohamed Hesham Amer, Alena Kiarnia
Wasserquellenverköstigung und digitale Fashion
Das interaktive Performance Festival in Darmstadt